Die Bahn warnt vor „verhaltensgestörten Fahrgästen, die Feuerwehr greift gegen nervige Wasengänger zu handfesten Mitteln: Wer bei ihr in den Hof pinkelt, wird nass gemacht. Und zwei besonders gelagerte Volksfestbesucher haben das Ganze gefilmt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Ob Wildpinkler zu jenen „verhaltensgestörten Fahrgästen“ zählen, vor denen die Bahn am letzten Wasen-Samstag zeitweise gewarnt hat, soll hier offen bleiben. Aber während Bahnmitarbeiter per Laufschrift ihr Missfallen ausdrücken, greift die Stuttgarter Feuerwehr zu handfesteren Mitteln gegen missliebige Volksfestbeseucher, pardon: -besucher.

 

Gleich mehrere Videos dokumentieren auf der Internetplattform Youtube, wie die Floriansjünger aus einem Fenster der Feuerwache an der Mercedesstraße Wildpinklern einen Eimer Wasser über den Kopf schütten. Einer lässt sich ausweislich Videos aus der Feuerwehr-Einfahrt vertreiben, andere lassen’s einfach weiter laufen.

Im Wald und auf dem Wasen

Damit eins klar ist: Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen. So steht es in Paragraf 118 Ordnungswidrigkeitengesetz. Wildpinkeln fällt darunter und ist illegal. Zumindest wenn ein Polizist zuschaut und eine Belästigung der Allgemeinheit feststellt. Was im Schlossgarten wahrscheinlicher ist als im Kräherwald, wie eine Polizeisprecherin betont: „Im Wald gibt’s keine Geruchsbelästigung.“

Die Polizei, die in solchen Fällen der Sprecherin zufolge „mit Fingerspitzengefühl“ handelt, weiß: Auf dem Volksfest finden eine ganze Menge grob ungehörige Handlungen statt, auch Wildpinkeln, aber Letzteres hat für die Beamten keine Priorität. Was an der Geruchsbelästigung im Hof der Feuerwache nichts ändert. Derart auf sich allein gestellt, taten die Feuerwehrleute das, was sie am besten können: Wasser marsch – immerhin ohne Schlauch.

Feuerwehrautos filmen

Dass die Öffentlichkeit diese Löscharbeiten nun nachvollziehen kann, liegt an einer weiteren speziellen Spezies unter den Wasenbesuchern: den Spottern, von Englisch to spot = erspähen. Konkret: das sind Leute, die es sich zum Hobby gemacht haben, möglichst viele verschiedene Feuerwehrautos im Einsatz zu filmen.

Die Wildpinkler vom Volksfest kamen in diesem Fall einem 17 Jahre alten Karlsruher und einem 24-jährigen Oberschwaben vor die Linse. Fünf bis sieben Stunden hätten sie vor der Wache zugebracht, sagen die beiden – eigentlich um Feuerwehrautos zu filmen, aber die Einsätze wider die freizügig verrichtete Notdurft waren ja auch ganz lustig. Ein Glücksfall sei das Video für seinen Youtube-Kanal, schwärmt der Oberschwabe. Ein Freund habe ihm geraten, es ins Netz zu stellen. „Jetzt habe ich Klicks ohne Ende.“ Ob das übrige Videomaterial, das er vom Wasen mitgebracht hat, ebenfalls von mehr als 20 000 begeisterten Volksfest-Hassern angesehen werden wird, ist ungewiss: der Hobbyfilmer kündigt „37 geschnittene Minuten Rettungsdienst und Polizei im Einsatz“ an.