Nach dem ersten Tag des Filderdialogs zu Stuttgart 21 zieht Moderator Ludwig Weitz ein positives Fazit. „Was wir geplant hatten, ist aufgegangen“, sagte er nach der Sitzung am Samstag in der Filderhalle von Leinfelden-Echterdingen.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Leinfelden-Echterdingen - Nach dem ersten Tag des Filderdialogs zu Stuttgart 21 zog der Moderator des neuartigen Verfahrens, Ludwig Weitz, ein positives Fazit. „Was wir geplant hatten, ist aufgegangen“, sagte der Mediator aus Bonn nach der Sitzung am Samstag in der Filderhalle von Leinfelden-Echterdingen.

 

Knapp 150 Politiker, Vertreter von Städten und Gemeinden, Mitglieder verschiedener Bürgerinitiativen und zufällig ausgewählte Bürger hatten mehr als sieben Stunden lang über die Anbindung des Flughafens an den Tiefbahnhof im Stuttgarter Talkessel, nach Ulm und an die Gäubahn diskutiert. Dabei kristallisierte sich heraus, dass die Mehrzahl der Teilnehmer dem Umweltschutz und dem schonenden Verbrauch von weiteren Flächen auf den Fildern die höchste Priorität einräumten. Weitere wichtige Kriterien waren die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, die Entflechtung des geplanten Mischverkehrs von Nah- und Fernverkehrszügen auf der Trasse zwischen der Rohrer Kurve und dem Flughafen und die Zukunftsperspektiven der Planung.

„Das kommt für mich nicht überraschend“, sagte der Konzernbevollmächtigte der Bahn, Eckart Fricke, zur Prioritätenliste, in der Bürger und Experten eine hohe Übereinstimmung erzielt hatten. In der weiteren Betrachtung aber könne im Widerstreit dieser Prioritäten ein hohes Konfliktpotenzial stecken. „Es wird schwierig, wenn man zum Beispiel zwei getrennte Trassen für den Fern- und den Nahverkehr will, aber gleichzeitig keine zusätzlichen Flächen versiegelt werden sollen“, sagte Fricke.

Rockenbauch verließ die Filderhalle

Wie emotional das Thema tatsächlich immer noch ist, zeigte sich bereits am Samstagnachmittag, als Markus Schubert, Geschäftsführer des Münchner Verkehrsberatungsbüros Intraplan, die sogenannte Antragstrasse der Bahn und die sechs im Vorfeld des Filderdialogs erarbeitete Varianten vorstellte. Unter dem Applaus zahlreicher Stuttgart-21-Gegner hat der OB-Kandidat von SÖS/Linken, Hannes Rockenbauch, nach der Präsentation erklärt, dass eine „vernünftige und vertiefende Diskussion unter diesen Umständen nicht möglich“ sei – und danach den Großen Saal der Filderhalle verlassen.

Rockenbauch warf den Projektpartnern Bahn und Land, die das Dialogverfahren auf den Fildern initiiert hatten, vor, dass „keine Faktengrundlagen für die unterschiedlichen Varianten vorhanden“ seien. Lediglich für die Antragstrasse existierten vertiefte Untersuchungen, für alle anderen Varianten gäbe es nichts dergleichen. „Wenn wir auf dieser Grundlage diskutieren, fallen wir hinter Stresstest und Schlichtung zurück, das mache ich nicht mit“, sagte Rockenbauch. Ob er die geplanten weiteren Sitzungen des Filderdialogs auch boykottieren wird, müsse er noch mit seiner Gemeinderatsfraktion in Stuttgart besprechen.

Staatsrätin Gisela Erler (Grüne), die das Verfahren auf den Weg gebracht hatte, reagierte mit Unverständnis auf den Abgang des prominenten S-21-Gegners. Wer sich dem Dialog verweigere, zeige nur, dass er nicht an einer Kompromisslösung interessiert sei, sondern auf seiner Maximalposition verharren wolle. Moderator Weitz gab sich derweil diplomatisch. In einer so großen Gruppe gäbe es auch eine entsprechend hohe Zahl an Unzufriedenen, sagte er und bedauerte den Abschied Rockenbauchs. Der frühere Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 „hätte bestimmt vieles zu dem Dialog beitragen können“.