So verleibt sich der Film saugend und sausend den Kosmos ein, in Naturstrudeln von grandioser Unaufhörlichkeit, worin Kubricks Bravoureffektenmacher Turnbull erneut trickreich mitmischen darf. Was in Kubricks "2001" Affen waren, mutiert hier zum digitalisierten Dino, der die Tatze abzieht vom Schädel des Jungsauriers, weil zwei Prinzipien nach Malicks Meinung das Leben bestimmen: das der Natur und das der Gnade. Dem gnädigen Saurier korrespondiert in Texas die gnädige Mutter, eine ätherische sommersprossige Schöne (bisher im Kino kaum bekannt: Jessica Chastain), wogegen Jacks ruppiger Vater das Prinzip Natur vorstellen soll. Aus Jacks Sicht ist der Film nebenbei auch erzählt - sofern ihn nicht Malicks göttliches Auge erschaut.

 

Wieder passiert ein Zeitsprung. Da sehen wir Jack gealtert, nun mit der mürrischen Keilkopfphysiognomie des Sean Penn, wie er im Wolkenkratzerbüro Kindheitserinnerungen wachruft, ein desillusionierter Architekt im gleißend-verspiegelt gestylten Glasbautenzentrum einer Moderne, die er verabscheut: er, der Vertriebene, dessen heile Welt im wiesengrünen Mittelwesten liegt, als Mutters Unterrock noch das Objekt seiner pubertären Begierde war und der gestrenge Vater noch den Söhnen klarmachte, wo es langging im gottgefällig zu führenden Leben.

Prämierenswerte Regie

Im Gegensatz zu Penn, dem ein Röllchen zufällt, darf Brad Pitt die Vaterfigur ansehnlich massig darstellen: Der Mann ist ein karrieristisch geknickter Yes-we-do-it-Amerikaner, welcher daheim den autoritären Knochen gibt, erwartend, dass Sohn Jack (großartig: der aufmüpfig-fledermausohrige Querkopf Hunter McCracken) ihn gefälligst nicht Dad nenne, sondern Vater und Sir. Ach, und die sanfte Gnadenmutter weinet viel, doch ist sie froh, lässt die Regie sie schweben. Malicks Regie: betörend, irrwitzig, mit Bildern, allesamt prämierenswert. Nur setzt das antizivilisatorische Sentiment falsche Akzente. Und das Gewisper, weniger christenmenschlich als pantheistisch verquast, geht arg auf die Nerven.

Zuletzt läuft Jack, nun wieder in der Herrenhose des Sean Penn, hinaus in den spiegelglatten Wattenschlick der Ewigkeit, wo viele Versprengte fürbass übers Gestade wandeln - ein Motiv, das Malick bei Angelopoulos abgeschaut hat. Bloß die güldene Flamme des Lebens hat er als mystische Chiffre für sich allein. Irgendwie wirkt sie kitschig, naiv, als illustriere sie den Simpelvers "Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her". Man verspürt Lust dagegenzublasen.

Jetzt aber die Entbergung: ganz große Leinwand, chorische Sphärengesänge, wogende Bilderfluten, "Bäume des Lebens", angestaunt aus Malicks Vorzugsperspektive, der Untersicht, empor bis in die sonnumflirrten Wipfel, Sommerwiesenzauber, Meeresbrausen, Lavaströme, Wogenprall, Urweltgetöse, Planktonwimmeln, dazu die Wolkenkringelkunst der Vogelschwärme, all dies eingefangen von Emmanuel Lubezkis unnachahmlich geschmeidig tanzender Kamera: ein Hymnus auf Himmel und Erde - und aufs schöne ländliche Leben, als Jack, der pubertierende Bub samt Familie im texanischen Heim, urplötzlich vertrieben wurde aus dem Paradies seiner Kindheit.

Bildgewaltig und effektreich

So verleibt sich der Film saugend und sausend den Kosmos ein, in Naturstrudeln von grandioser Unaufhörlichkeit, worin Kubricks Bravoureffektenmacher Turnbull erneut trickreich mitmischen darf. Was in Kubricks "2001" Affen waren, mutiert hier zum digitalisierten Dino, der die Tatze abzieht vom Schädel des Jungsauriers, weil zwei Prinzipien nach Malicks Meinung das Leben bestimmen: das der Natur und das der Gnade. Dem gnädigen Saurier korrespondiert in Texas die gnädige Mutter, eine ätherische sommersprossige Schöne (bisher im Kino kaum bekannt: Jessica Chastain), wogegen Jacks ruppiger Vater das Prinzip Natur vorstellen soll. Aus Jacks Sicht ist der Film nebenbei auch erzählt - sofern ihn nicht Malicks göttliches Auge erschaut.

Wieder passiert ein Zeitsprung. Da sehen wir Jack gealtert, nun mit der mürrischen Keilkopfphysiognomie des Sean Penn, wie er im Wolkenkratzerbüro Kindheitserinnerungen wachruft, ein desillusionierter Architekt im gleißend-verspiegelt gestylten Glasbautenzentrum einer Moderne, die er verabscheut: er, der Vertriebene, dessen heile Welt im wiesengrünen Mittelwesten liegt, als Mutters Unterrock noch das Objekt seiner pubertären Begierde war und der gestrenge Vater noch den Söhnen klarmachte, wo es langging im gottgefällig zu führenden Leben.

Prämierenswerte Regie

Im Gegensatz zu Penn, dem ein Röllchen zufällt, darf Brad Pitt die Vaterfigur ansehnlich massig darstellen: Der Mann ist ein karrieristisch geknickter Yes-we-do-it-Amerikaner, welcher daheim den autoritären Knochen gibt, erwartend, dass Sohn Jack (großartig: der aufmüpfig-fledermausohrige Querkopf Hunter McCracken) ihn gefälligst nicht Dad nenne, sondern Vater und Sir. Ach, und die sanfte Gnadenmutter weinet viel, doch ist sie froh, lässt die Regie sie schweben. Malicks Regie: betörend, irrwitzig, mit Bildern, allesamt prämierenswert. Nur setzt das antizivilisatorische Sentiment falsche Akzente. Und das Gewisper, weniger christenmenschlich als pantheistisch verquast, geht arg auf die Nerven.

Zuletzt läuft Jack, nun wieder in der Herrenhose des Sean Penn, hinaus in den spiegelglatten Wattenschlick der Ewigkeit, wo viele Versprengte fürbass übers Gestade wandeln - ein Motiv, das Malick bei Angelopoulos abgeschaut hat. Bloß die güldene Flamme des Lebens hat er als mystische Chiffre für sich allein. Irgendwie wirkt sie kitschig, naiv, als illustriere sie den Simpelvers "Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her". Man verspürt Lust dagegenzublasen.

The Tree of Life. USA 2011. Regie: Terrence Malick. Mit Brad Pitt, Sean Penn, Jessica Chastain. 138 Minuten. Ab 12. Delphi, Metropol