Auf dem Vaihinger Campus könnten schon bald bis zu 300 Flüchtlinge nächtigen. Das Land ist an der Sporthalle Keltenschanze interessiert.

Vaihingen - Noch herrscht in der Sporthalle Keltenschanze der Universität Stuttgart am Pfaffenwaldring 11 konzentrierte Stille. Die Tischreihen reichen fast bis zur hinteren Sprossenwand, die Halle ist bestuhlt. Basketball gespielt werden kann hier gerade nicht, denn die Studenten der Uni schreiben derzeit ihre Sommersemesterprüfungen. Nach der Prüfungszeit steht die Halle normalerweise wieder dem Hochschulsport zur Verfügung. Soll es nach der Universität Stuttgart gehen, bekommt sie von November an einen anderen Zweck. Auf 600 Quadratmetern könnten in Zukunft etwa 300 Flüchtlinge untergebracht werden.

 

Das Land Baden-Württemberg zieht die Keltenschanze als Notunterkunft für Flüchtlinge in Betracht. Laut der Universität Stuttgart wird am heutigen Montag die Sporthalle bei einer gemeinsamen Begehung mit Spezialisten der Stabsstelle Flüchtlingsunterbringung des Landes auf ihre Eignung geprüft. „Wir gehen aber davon aus, dass unser Angebot angenommen wird“, sagt Hans-Herwig Geyer, Pressesprecher der Uni Stuttgart. Die Stabsstelle Flüchtlingsunterbringung war Mitte September auf der Suche nach Notunterkünften an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst herangetreten. Dieses vermittelte anschließend den Kontakt an die Uni. „Wir stellen die Räumlichkeiten gerne den Flüchtlingen zur Verfügung“, sagt Geyer.

Von November an könnten Flüchtlinge dort unterkommen

Noch ist nicht klar, ob die Sporthalle den Anforderungen als Notunterkunft überhaupt entspricht. Die baulichen Voraussetzungen wie Brandschutz und sanitäre Anlagen müssen erst von der Verwaltung der Uni inspiziert werden. Hinzu kommt, dass der Keltenschanze Küchenanlagen fehlen. Diese müssten nachgerüstet werden. „Wir rechnen schnell mit einer Entscheidung“, sagt Geyer.

Bei einer positiven Rückmeldung steht die Sporthalle Keltenschanze von Anfang November bis Ende Januar als Notunterkunft zur Verfügung. In von der Größe vergleichbaren Sporthallen im Land werden derzeit 300 Flüchtlinge gleichzeitig untergebracht. Die Zahl wäre auch in der Keltenschanze denkbar. Ende August lebten 4100 Flüchtlinge in Stuttgart, bis Ende des Jahres könnten es laut Stadt 6500 sein. Die meisten von ihnen kommen aus den Balkanstaaten, aus Syrien und dem Irak.

Der Hochschulsport Stuttgart ist maßgeblich von der möglichen Notunterkunft betroffen. Er unterhält auf dem Universitätsgelände Vaihingen die Sporthallen Allmandring und Keltenschanze. Jedes Semester trainieren hier 5000 Studenten, das Kursangebot besteht aus 8000 Plätzen. Da die Sporthalle Allmandring bis 17 Uhr ausschließlich den Sportwissenschaftsstudenten zur Verfügung steht, finden mehr als die Hälfte der Kurse in der Keltenschanze statt. Durch die alternative Nutzung muss das Sportangebot nun reduziert werden.

In der Prüfungszeit sollen die Studenten wieder in die Halle

„Wir versuchen, so viele Kurse und Sportarten wie möglich zu erhalten“, sagt Melanie Haag, Leiterin des Hochschulsports Stuttgart. Dazu sollen Trainingszeiten der einzelnen Kurse gekürzt und auch im Winter die Außenanlagen genutzt werden. Derzeit ist der Hochschulsport auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. „Wir bieten die Halle aber sehr gerne den Flüchtlingen an“, sagt Haag.

Wird die Notunterkunft vom Land genehmigt, dann könnten im November die ersten Flüchtlinge ihre Feldbetten beziehen. Die Keltenschanze kann allerdings nur temporär als Notunterkunft genutzt werden. Von Ende Januar an kommt für die Studenten die nächste Prüfungszeit. Dann müsste die Halle für die Klausuren wieder bestuhlt werden.