Maximal 396 Plätze für Flüchtlinge soll die Unterkunft in der Steinröhre in Hausen künftig bieten. Die Lokalpolitiker fordern Nachbesserungen bei der ÖPNV-Anbindung und bei der Sicherheit für Fußgänger und spielende Kinder.

Weilimdorf - Anfang der Woche ist in den Flüchtlingsheimen in der Steinröhre im Weilimdorfer Stadtteil Hausen Leben eingekehrt. 184 Menschen sind aus der Sporthalle am Spechtweg in die Hausener Unterkunft gezogen, die bislang insgesamt Platz für maximal 243 Flüchtlingen bietet. Künftig könnten dort bis zu 396 Menschen untergebracht werden: Im Rahmen der Tranche sechs der Flüchtlingsunterbringung plant die Stadt, dort zwei weitere Systembauten zu errichten (wir berichteten). Die Spechtweghalle wird derzeit bereits wieder belegt, und ab der kommenden Woche werden auch im Waldheim Lindental bis zu 54 Flüchtlinge Platz finden.

 

Am vergangenen Mittwoch wurden dem Weilimdorfer Bezirksbeirat die Pläne zur Tranche sechs vorgestellt. Man habe sich die zwei zusätzlichen Gebäude dort nicht unbedingt gewünscht, sagte Bezirksvorsteherin Ulrike Zich. „Aber die schlechtesten Lösungen sind immer Massenunterkünfte. Und mir ist sehr daran gelegen, dass wir nicht noch weitere Sporthallen belegen müssen“, sagte die Bezirksvorsteherin. Wichtig sei ihr zudem, dass in der Steinröhre trotz der zusätzlichen Bebauung wie geplant ein Bolzplatz eingerichtet werde.

Etwa 60 Prozent der Flüchtlinge in Stuttgart sind Familien

„Die Zahl der Flüchtlinge in Stuttgart ändert sich fast täglich“, sagte Marion Zorn vom Sozialamt. Von rund 1200 zugewiesenen Flüchtlingen im Januar gehe die Stadt derzeit aus. Rund 60 Prozent der hier lebenden Flüchtlinge seien Familien und 40 Prozent alleinstehende Männer; etwa ein Drittel der Flüchtlinge sei jünger als 18 Jahre. Anette Müller vom Amt für Liegenschaften und Wohnen erklärte, dass für das Jahr 2016 mit einer Zuweisungsquote von 600 Flüchtlingen im Monat zu rechnen ist. Unterm Strich würden so bis zum Jahresende rund 1500 weitere Unterkunftsplätze benötigt. „Wir wollen die Turnhallen nicht dauerhaft belegen, sondern hoffen, dass wir diese Notunterkünfte im Lauf des Jahres auflösen können", sagte Müller. Dadurch werden etwa 700 weitere Plätze benötigt. Durch die neuen Systembauten der Tranche sechs sollen 933 Plätze geschaffen werden – 153 davon in der Steinröhre. Die beiden dafür notwendigen zusätzlichen Gebäude wolle man soweit wie möglich von den direkten Nachbarn wegrücken, erklärte Müller. Der angedachte Bolzplatz sei damit nicht hinfällig, er könne quer zu den beiden Häusern errichtet werden.

Bis auf die AfD signalisierten alle Bezirksbeiratsfraktionen ihre grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorhaben. Weitestgehend einig waren sich die Kommunalpolitiker aber auch darin, dass die Verkehrssicherheit verbessert werden müsse. So gab es aus fast allen Fraktionen Kritik an der Zufahrt zu der Unterkunft: Dass sie mit einem starken Gefälle direkt auf die Straße münde, könne vor allem für spielende Kinder gefährlich werden. Tom Fauser, Leiter des Weilimdorfer Polizeipostens, teilte diese Einschätzung und versprach zu prüfen, ob eine entsprechende Beschilderung oder ein Warnlampe angebracht werden kann.

Ein Tempolimit soll mehr Sicherheit bieten

Bereits im November hatte das Gremium beschlossen, dass entlang der Straße zum Hausenring ein Gehweg gebaut und dort zudem Tempo 30 eingerichtet werden soll. Ein Gehweg sei aufgrund der Eigentumsverhältnisse der an die Straße angrenzenden Flächen nur auf der in Richtung Ditzingen linken Straßenseite möglich, erklärte Ulrike Zich. Da zudem ein Teil der Straße zu den Flüchtlingsunterkünften auf Ditzinger Gemarkung liege, sei auch ein Tempolimit nicht ohne weiteres umsetzbar. Jürgen Mutz vom Tiefbauamt sagte gegenüber der Nord-Rundschau, dass es mittlerweile eine Einigung mit der Nachbarkommune gebe und das Tempolimit wohl in den kommenden Wochen umgesetzt werden könne.

Letztlich stimmte der Bezirksbeirat bei einer Gegenstimme von Frank Ebel (AfD) und zwei Enthaltungen aus Reihen der CDU-Fraktion den Plänen der Stadtverwaltung zu. Am Donnerstag, 18. Februar, entscheidet dann der Gemeinderat über das Vorhaben. Dessen Zustimmung vorausgesetzt, könnten die beiden zusätzlichen Bauten in Hausen, die zunächst für fünf Jahre genehmigt sind, bis Ende 2016 fertiggestellt werden. Die Weilimdorfer Bezirksbeiräte beschlossen zudem einstimmig, dass aufgrund der Aufsiedlung der Steinröhre eine bessere Anbindung des Stadtteils Hausen an den öffentlichen Nahverkehr geprüft werden soll. Bei einer Enthaltung Frank Ebels forderte das Gremium außerdem, den Bolzplatz bei den Unterkünften umzusetzen.