Die Stadt Stuttgart schafft rund 2150 weitere Plätze für Flüchtlinge und nutzt erstmals auch Container. Ein Standort in Degerloch dürfte besonders heiß diskutiert werden.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart reagiert auf die kontinuierlich stark wachsenden Flüchtlingszahlen mit weiteren Unterkünften, die Platz für 2148 Menschen bieten sollen. Die Verwaltung arbeite „im Krisenmodus“. Das sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) bei der Vorstellung der neun Standorte, darunter sechs Standorte für insgesamt 18 Systembauten. Klar ist dabei schon jetzt: auch die Tranche 5 in der Flüchtlingsunterbringung wird den tatsächlichen Bedarf nicht decken.

 

Mit „mindestens 600 Flüchtlingen pro Monat“ rechnet Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) in den nächsten Monaten. Das sind doppelt so viele, wie prognostiziert war. Sollten tatsächlich aber mehr Flüchtlinge zugewiesen werden als die 600, „werden wir nicht umhinkommen, Turnhallen belegen zu müssen“, so Föll. Er betonte, dass man „erhebliche Anstrengungen“ unternehme, um „diese letzte Möglichkeit“ zu vermeiden. Doch weitere Standorte für Systembauten gebe es nicht. Man sei, was genehmigungsfähige Flächen angeht, „am Limit“.

18 Systembauten kosten 33,35 Millionen Euro

Da auch Münster mit vier, Birkach mit zwei und Obertürkheim mit drei Systembauten auf der Liste der Tranche 5 stehen, werden nach der Fertigstellung in allen 23 Stadtbezirken Flüchtlinge untergebracht sein. 33,35 Millionen Euro sollen die 18 Systembauten kosten, die konkret an folgenden Orten geplant sind: in Birkach an der Grüninger Straße neben der Grundschule, in Feuerbach an der Krailenshaldenstraße bei der Kfz-Zulassungsstelle, in Möhringen am Ehrlichweg auf einem ehemaligen Schulgelände, in Münster in der Burgholzstraße auf einem ehemaligen Sportplatz, auf dem derzeit Aushub gelagert wird, und in Obertürkheim auf dem Gelände des derzeitigen Zentralen Omnibus Bahnhofs (ZOB), der an den Flughafen zieht. Am Klingenbach im Osten sollen minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in einem Systembau untergebracht werden.

Man halte weiter am „Stuttgarter Weg“ der dezentralen Unterbringung fest, sagte Kuhn, auch wenn es Neuerungen gebe. Es müssten nun deutlich mehr Menschen an einem Standort untergebracht werden (bis zu 321 statt bisher 243). Außerdem setzt die Stadt erstmals neben den Systembauten auch auf Container – und zwar in Degerloch auf dem Sportplatz Waldau am Georgiiweg (306 Plätze), am Killesberg auf dem Areal Rote Wand (294 Plätze) und in Sillenbuch (108 Plätze) auf einer Wiese zwischen dem Geschwister-Scholl-Gymnasium und einem Fußballplatz.

„Container sind schneller für uns verfügbar“, so Kuhn. Systembauten haben einen Vorlauf von zehn Monaten. Außerdem brauche man die flexibleren Container. Während Systembauten auf fünf oder zehn Jahre ausgelegt sind, könnten Container auch auf Flächen stehen, die nach zwei oder drei Jahren wieder gebraucht würden. So sollen auf dem Areal Rote Wand, wo fünf Container geplant sind, im Laufe des Jahres 2017 Wohnungen gebaut werden. Wenn das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sillenbuch saniert wird, werden auch dort die zwei Container weichen müssen.

Die Degerlocher müssen auf ihre Sporthalle warten

Am heißesten dürfte wohl der Containerstandort in Degerloch diskutiert werden: Eigentlich sollte dort eine Sporthalle gebaut werden. Erst Mitte September war der Siegerentwurf gekürt worden. Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) hatte von einem „Meilenstein“ für die Entwicklung des Sportparks gesprochen. Nun liegt das Projekt erst mal auf Eis – voraussichtlich für zwei bis drei Jahre. Föll verteidigt diese Lösung, er findet es „besser, eine geplante Sporthalle zu verschieben, als in eine bestehende Sporthalle reinzugehen“. Der Gemeinderat entscheidet am 29. Oktober über die Standorte.