Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn hält eine Öffnung des Fernsehturms für möglich. Das nötige Brandschutzkonzept kostet ungefähr 500 000 Euro. Die Schließung sei aber notwendig gewesen, verteidigt Kuhn die Entscheidung.

Stuttgart - Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) ist zuversichtlich, dass der seit dem 27. März geschlossene Fernsehturm bald wieder für das Publikum geöffnet werden kann. Dafür müsse aber der Brandschutz verbessert werden. „Ich sehe Licht am Ende des Tunnels“, sagte Kuhn am Freitag in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Wann genau das Wahrzeichen wieder geöffnet wird, vermochte das Stadtoberhaupt nicht zu sagen. Die Bewertung der Stadt nehme noch eine Weile in Anspruch. Danach folge ein Gespräch mit dem Eigentümer, dem Südwestrundfunk (SWR).

 

Am Freitagnachmittag informierte Kuhn die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen über die ersten Erkenntnisse, die er gemeinsam mit der städtischen Baurechtsbehörde aus dem Gutachten des Büros Halfkann und Kirchner gewonnen hat. Demnach ist es möglich, den vorbeugenden Brandschutz im Turmschaft so zu verbessern, dass die dort befindliche Stahltreppe als Fluchtweg genutzt werden kann, wie das die Landesbauordnung seit vielen Jahren vorschreibt. Dafür müssten die Kabel in geschlossenen Schächten verlegt und die Rauchableitung optimiert werden.

Der OB sieht sich in seinem Kurs bestätigt

Der Aufwand beläuft sich auf mindestens 500 000 Euro. Die Kosten lägen höher, falls das Baurechtsamt es für nötig hielte, den Ein- und Ausstieg ins Treppenhaus zu erweitern. Denkbar sei auch, die Zahl der Besucher auf der Aufsichtsplattform zu beschränken. Dass der SWR wegen fehlender Einnahmen den Publikumsbetrieb aufgeben könnte, sieht Kuhn gelassen: „Sicherheit geht vor Wirtschaftlichkeit.“

Der Oberbürgermeister war für die abrupte Schließung wegen eklatanter Brandschutzmängel unter anderem von der CDU und der FDP kritisiert worden; schließlich sei der Fernsehturm seit dem 5. Februar 1956 ein Besuchermagnet, ohne dass sich Baurechtsexperten, Feuerwehr, Kuhns Vorgänger und 900 Besucher täglich am fehlenden Fluchtweg gestört hätten. Der SWR hatte den vorbeugenden Brandschutz im Turmkorb mit Millionenaufwand optimiert und war davon ausgegangen, dass sich die Besucher im Ernstfall auf die Aussichtsplattform flüchten und dort auf Rettung warten würden.

Nun sieht der Oberbürgermeister seine Entscheidung gutachterlich bestätigt: „Die Schließung war richtig, weil Versuche im Turmschaft ergeben haben, dass der Rauch dort nicht abzieht und der Schaft deshalb wie eine Falle gewirkt hätte“, so Fritz Kuhn. Die Gutachter kommen in ihrer Studie, die der Stuttgarter Zeitung auszugsweise vorliegt, zum Schluss, dass bereits bei der Entstehung eines Brandes am Fuße des Turms der Schaft auf eine Höhe von 60 Metern verraucht würde. Die Feuerwehr hätte keine Chance, einen Brand zu löschen. Mit zunehmender Höhe verstärken sich die Probleme. Jenseits der 75-Meter-Grenze würde die Stahltreppe bei einem Kabelbrand zu heiß, um sie zu benutzen.