Fritz Kuhn erklärt im Interview zum Kirchentag, wieso er sich vor der Veranstaltung intensiv mit dem Tod auseinandergesetzt hat, warum er keine finanziellen Erwartungen an das Ereignis hat und wie er die Stadt den Gästen schmackhaft macht.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Das Motto des Kirchentags, „damit wir klug werden“, hat es dem grünen Oberbürgermeister ganz besonders angetan – vor allem wegen dem Teil, der vor dem klug werden kommt. Fritz Kuhn erläutert im Interview, welche Rolle die Kirche in der Gesellschaft heute noch spielt und was er vom Kirchentag erwartet.

 
Herr Kuhn, ,damit wir klug werden’, die Losung des Kirchentags, bezieht sich eigentlich auf die eigene Sterblichkeit. Haben Sie Angst vor dem Tod?
Das ist ein sehr starkes Motto, besonders in der langen Fassung von Psalm 90-12: ,Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.’ Ich bin überzeugt, dass man klüger und freier lebt, wenn man sich der eigenen Vergänglichkeit bewusst ist und sich nicht für unsterblich hält.
Warum?
Das ist ein fundamentaler Gedanke, den es auch in der Psychoanalyse gibt: Wer den Tod zu massiv verdrängt, dem geht es nicht besonders gut. Das Wissen um die eigene Endlichkeit ist die Voraussetzung für Freiheit. Ich hoffe, dass darüber beim Kirchentag intensiv nachgedacht wird.
Sie haben scheinbar schon intensiv über den Tod nachgedacht.
Man muss es ja nicht übertreiben. Es gibt Philosophen, die haben das Leben als Vorbereitung auf den Tod definiert. Wenn man aber die Endlichkeit der eigenen Existenz vor Augen hat, relativiert sich manches. Man ist dazu gezwungen, sich mehr Gedanken darüber zu machen, worauf es wirklich ankommt.
Weil man bewusster lebt, wenn man das eigene Ende vor Augen hat?
Weil sich zum Beispiel das Anhäufen von materiellen Reichtümern relativiert. Weil die Bedeutung menschlicher Beziehungen stärker in den Fokus gerät. Bis zum Kirchentag war mir der Psalm 90-12 gar nicht bewusst. Ich hoffe wirklich, dass sich die Diskussion nicht nur um das ,damit wir klug werden’ dreht, sondern auch um die Sterblichkeit.