Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Erbgut, Gene, Epigenetik

Das Erbgut des Menschen - auch Genom genannt - besteht aus mehr als 22 000 Genen und enthält sämtliche Erbinformationen. Warum beispielsweise ein Individuum schwarze und keine blonden Haare hat, wieso seine Augen grau und nicht braun sind oder weshalb sein Intelligenzquotient höher ist als der anderer.

 

Mit der Genetik lässt sich vieles erklären, aber eben nicht alles. So muss sie etwa bei der Frage passen, warum der eine mit 60 Jahren dement wird und der andere schlecht mit Stress umgehen kann. Oder warum zwei Menschen das gleiche Krebs-Gen haben, aber nur einer von ihnen an einem Tumor erkrankt. Um das zu erklären, braucht es die Epigenetik.

Der Begriff setzt sich zusammen aus den Wörtern Genetik (griechisch „génesis“ – Abstammung, Ursprung) und Epigenese (griechisch „epigenesis“ – nachträgliche Entstehung). Die Epigenetik fügt zwei fundamentale Bereiche zu einer Einheit zusammen: Umweltfaktoren zum einen, Gene und angeborene Merkmale zum anderen. Die Medizin spricht auch von konnatalen Merkmalen, die im Mutterleib oder während der Geburt erworben werden. Äußere Einflüsse können sie regulieren, so dass ein Gen unter ganz bestimmten Umständen aktiviert oder deaktiviert ist.

Über Generationen vererbt

Traumatische Erlebnisse können Verhaltensauffälligkeiten auslösen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Hinter diesen psychischen Störungen stecken vielfach physiologische Vorgänge. „Es gibt Erkrankungen wie zum Beispiel bipolare Störungen, die familiär auftreten, aber nicht auf ein bestimmtes Gen zurückzuführen sind“, erklärt die Hirnforscherin Isabelle Mansuy vom Institut für Hirnforschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Die Umwelt hinterlasse ihre Spuren im Gehirn, in den Organen und Zellen. „So werden diese Spuren teilweise an die nächste Generation weitergegeben.“