Die Übernahme von Getrag durch Magna kann dem Zulieferer neue Perspektiven eröffnen. Gleichwohl, auf rosige Zeiten sollten sich die Mitarbeiter nicht einstellen, meint StZ-Wirtschaftsredakteurin Inge Nowak.

Stuttgart - Gerüchte gab es immer mal wieder, nun ist es Gewissheit: das Familienunternehmen Getrag wird an den kanadischen Zulieferer Magna verkauft. Damit gibt es ein traditionsreiches Familienunternehmen weniger im Südwesten. Bei Getrag handelt es sich um ein Unternehmen, dass in den vergangenen Jahren – wenn auch mit Zwischentiefs – eine beeindruckende Entwicklung genommen hat. Gerade einmal 190 Millionen Euro setzte der Getriebehersteller 1980 um, mittlerweile sind es – einschließlich Joint Ventures – 2,8 Milliarden Euro. Auch technologisch hat das rund 80 Jahre alte Unternehmen mittlerweile mächtig aufgeholt. Mit seinen Doppelkupplungsgetrieben, die als energiesparend gelten, hat es sich eine beeindruckende Marktposition erarbeitet. Schade, könnte man sagen, dass ein solches Unternehmen nun unter die Fittiche eines Konzerns schlüpft.

 

Dennoch ist die Entscheidung richtig. Zum einen hat Getrag auch schwere Zeiten hinter sich. Während der Finanzkrise konnte das Unternehmen nur dank einer Landesbürgschaft vor Schlimmerem bewahrt werden. Zum anderen – und das ist weit wichtiger – hängt der Erfolg der Untergruppenbacher vor allem an einem Produkt, dem Doppelkupplungsgetriebe. Darin sind sie führend am Markt. Aber ist das auch ausreichend? Dahinter darf man schon einige Fragenzeichen setzen. Auch wenn die Elektromobilität bisher nicht verspricht, was Auguren ihr einst prophezeit haben, dürfte an den Stromern in Zukunft kein Weg vorbeiführen. Was würde Getrag dem entgegensetzen? Zugegeben, sie statten demnächst auch Hybridfahrzeuge aus – und was kommt dann? Getrag müsste eine ähnliche Aufholjagd wie in den vergangenen Jahren starten. So etwas kostet viel Geld, und man braucht die richtigen Leute. Doch schon zuletzt soll sich das Unternehmen, so ist zu hören, mit der Besetzung von Ingenieurstellen schwergetan haben.

Gleichwohl, auf rosige Zeiten sollten sich die Mitarbeiter nicht einstellen. Magna hat zwar keine Doppelkupplungsgetriebe, dennoch wird es Überschneidungen geben – etwa in der Verwaltung und auch in der Entwicklung. Die Erfahrung lehrt, dass vom Konzernsitz entfernte Töchter dann meist die schlechteren Karten haben.