Drei junge Männer kommen in Untersuchungshaft, nachdem sie einen 17-Jährigen überfallen haben. Nicht nur aufgrund des Raubs ist der Fall bemerkenswert: Das Landeskriminalamt meldet nun 61 Bandenmitglieder in Haft

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Drei weitere junge Männer, die zu den rivalisierenden und gewaltbereiten Gruppen in der Region gehören sollen, sitzen seit vergangener Woche in Untersuchungshaft. Die 16, 18 und 20 Jahre alten Männer sollen in Göppingen einen 17-Jährigen mit einem Messer bedroht haben. Laut der Polizei schlugen sie ihn und raubten ihm Geld und ein paar persönliche Gegenstände. Ein weiterer 20-jähriger war mit den drei Tatverdächtigen unterwegs. Er soll aber nichts mit dem Überfall zu tun gehabt haben, melden Polizei und Staatsanwaltschaft.

 

Die jungen Männer sollen dem Opfer in der Göppinger Innenstadt zufällig begegnet sein. Sie hätten ihn dann in eine Seitengasse verfolgt und dort überfallen. Ersten Erkenntnissen der Ermittelnden zufolge soll es um angeblich offene Schulden des 17-Jährigen gegangen sein. Er wurde festgehalten, geschlagen und die jungen Männer sollen ihn mit einem Messer bedroht und eingeschüchtert haben. Über den Wert der Beute macht die Polizei keine Angaben. Das Opfer konnte selbst die Polizei alarmieren, als die Tatverdächtigen von ihm abgelassen hatten. Die Einsatzkräfte konnten drei der Männer noch an dem Abend festnehmen. Besagter 20-jähriger kam am Mittwoch wieder auf freien Fuß. Zwei der gleich festgenommen sollen beteiligt gewesen sein an dem Raub. Der dritte Tatverdächtige wurde tags drauf in seiner Wohnung festgenommen. Gegen alle drei ergingen Haftbefehle.

Alle drei Tatverdächtigen sind für die Ermittelnden des Landeskriminalamts keine völlig Unbekannten. Denn sie gehören zu den gut 500 jungen Leuten, die zu den gewaltbereiten Gruppierungen in der Region gezählt werden, und zwar zu denen, die auf der Schiene Stuttgart – Zuffenhausen – Göppingen beheimatet sind. Sie liefern sich seit geraumer Zeit blutige Auseinandersetzungen mit der rivalisierenden Gruppierung, die in Ludwigsburg – Esslingen – Plochingen aktiv ist. Die Gruppen bezeichnet man bei der Polizei als multiethnisch, da die meisten Mitglieder einen Migrationshintergrund oder Wurzeln im Ausland haben. Im vorliegenden Fall haben die drei verhafteten Männer irakische, syrische und nigerianische Staatsangehörigkeit. Alle drei seien schon mehrmals durch verschiedene Taten aufgefallen. Mit den drei nun gefassten Tatverdächtigen erhöht sich die Zahl der Personen, die im Zusammenhang mit den Banden in Haft gekommen sind, auf 61.

Die Gruppierungen, bei denen es sich um einen eher losen Zusammenschluss überwiegend junger Männer mit Migrationshintergrund handelt, halten die Polizei seit Sommer 2022 auf Trab. Sie verfügen über Waffen, darunter auch Kriegswaffen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die bislang schlimmste Tat war der Handgranatenwurf auf eine Beerdigungsgesellschaft in Altbach (Kreis Esslingen). Nur, weil die Granate einen Baum traf, kam es nicht zu einem Blutbad. Inzwischen sind auch noch weitere Fälle bekannt geworden, bei denen Handgranaten auftauchten. Zuletzt wurde in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) eine auf ein Geschäft geworfen. Dieser Wurf war jedoch deswegen glimpflich, weil keine Sprengkapsel eingeschraubt war.

Strobl: „Haltet euch von diesen Kriminellen fern!“

Die Polizei halte nicht nur den Ermittlungsdruck hoch, sagt der Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu den drei jüngsten Festnahmen. Sie geht auch präventiv auf mögliche Sympathisanten zu, um sie davon abzuhalten, sich den Gruppierungen anzuschließen. Die Botschaft laut Strobl: „Möglichen Sympathisanten dieser subkulturellen Gewaltkriminalität sage ich klipp und klar: Lasst Euch nicht mit diesen Leuten ein, haltet Euch von diesen Kriminellen fern!“