Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Wer soll denn die Sondierungsgespräche für die CDU nun führen?
Da sind der Landesvorsitzende und der Spitzenkandidat die berufenen Gesprächspartner. Ich halte Thomas Strobl und Guido Wolf im Augenblick für die Richtigen, um die CDU zu vertreten.
Nach dieser herben Pleite fragt sich aber, ob Wolf der falsche Spitzenkandidat war?
Das Wahlergebnis ist mit drei Faktoren begründbar: Erstens wollten einige Bürger, dass die FDP wieder ins Parlament kommt. Zweitens hat das Ergebnis der AfD auch mit Proteststimmen aus dem Kreis möglicher CDU-Wähler zu tun. Drittens hielten einige das Ansehen von Kretschmann für wahlentscheidend. Ich glaube, dass es jeder CDU-Spitzenkandidat gegen die grüne Galionsfigur schwer gehabt hätte. Außerdem haben wir als CDU in allen drei Ländern nicht überragend abgeschnitten.
Hat die Landes-CDU nach 2011 die inhaltliche und personelle Erneuerung verpasst?
Der Landesverband hat ja programmatisch viel getan – etwa beim Thema Frauen. Und ich selbst habe im Wahlkampf vier bis fünf ganz junge CDU-Kandidaten gesehen, von denen ich glaube, dass sie in den nächsten Jahren eine aufsteigende Rolle spielen können. Die CDU hat somit alle Chancen, einen Generationswechsel und eine Erneuerung hinzubekommen.
An der Spitze sind aber weiterhin die Männer, die schon früher das Sagen hatten.
Thomas Strobl ist nicht wirklich alt und dabei, seine Kompetenz und seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Und Guido Wolf kam erst 2006 in den Landtag – insofern sind die beiden nicht alte Garde, sondern mittendrin. Sie könnten in den nächsten fünf Jahren das Profil der CDU trotz dieser ganz schwierigen Ausgangslage schärfen. Beide müssen jetzt gemeinsam versuchen, das Beste aus dem Wahlergebnis zu machen und die Chance ausloten, eine Regierung unter Führung der CDU zu bilden.
Es gibt keine Notwendigkeit zu Rücktritten?
Nein. Die CDU ist gut beraten, wenn sie jetzt ihre Geschlossenheit wahrt und nicht einen Richtungsstreit in die Partei trägt.
Welchen Anteil hat die Kanzlerin mit ihrer Flüchtlingspolitik – inwieweit ist dies also auch Merkels Niederlage?
Das Thema Flüchtlinge beschäftigt die Bürger in ganz Europa. Deswegen wurde die Landtagswahl stärker als frühere Wahlen von der Bundespolitik geprägt. Umgekehrt halte ich die Linie der Kanzlerin für richtig und ihre Mitwirkung an einer europäischen Konzeption für verdienstvoll.
War es ein strategischer Fehler, dass sich Guido Wolf mit Julia Klöckner von Merkels Flüchtlingspolitik abgesetzt hat?
Das hat ein paar Tage Irritation gebracht, aber es war nicht wirklich entscheidend.