Der Energiekonzern EnBW weist zum Halbjahr einen Fehlbetrag von knapp 590 Millionen Euro aus.

Karlsruhe - Deutschlands drittgrößter Stromversorger EnBW will nach drastischen Verlusten im ersten Halbjahr einen verschärften Sparkurs fahren. Um Geld für die Energiewende hereinzuholen, will sich das Karlsruher Stromunternehmen auch von Beteiligungen trennen und denkt über eine Kapitalerhöhung nach. „Unser Ziel ist es, trotz schwieriger energiewirtschaftlicher Rahmenbedingungen die Finanzierungs- und damit Investitionsspielräume zu erhalten“, sagte Vorstandschef Hans-Peter Villis am Freitag bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz laut Mitteilung. Weil der Konzern zum Jahresende weiterhin von einem Rückgang des operativen Ergebnisses um bis zu 25 Prozent gegenüber 2010 ausgeht, sollen Ausgaben reduziert, Beteiligungen oder Anteile verkauft und Kosten gesenkt werden. Bisher war durch diese Maßnahmen bis 2013 ein Volumen von 300 Millionen Euro angepeilt worden - jetzt soll dieses verdoppelt werden.

 

Für die Energiewende eingenommene Mittel will EnBW vor allem in Wind- und Wasserkraft stecken. Die EnBW hatte bereits vor einigen Tagen mitgeteilt, dass der staatlich verfügte Atomausstieg den baden-württembergischen Stromversorger tief in die roten Zahlen gedrückt hat. Unter anderem wegen zusätzlicher Belastungen aufgrund der Stilllegung zweier seiner vier Atomkraftwerke und wegen Wertberichtigungen auf Unternehmensbeteiligungen fuhr der Versorger im ersten Halbjahr unter dem Strich einen Verlust von 588,3 Millionen Euro ein. Im Vorjahreszeitraum hatten die Baden-Württemberger noch einen Gewinn von 899 Millionen Euro erzielt. Auch das schwedische Unternehmen Vattenfall, das in Deutschland zwei Atomkraftwerke betrieben hatte, war durch den Atomausstieg ins Minus gedrückt worden. Bei den beiden großen Versorgern RWE und Eon, die im August ihre Halbjahreszahlen vorlegen, werden deutliche Belastungen erwartet.