Der Club überholt in der württembergischen Bundesliga-Rangordnung die Göppinger Frauen und peilt mit Verstärkungen in der nächsten Saison einen Europapokalplatz an. Auch der Aufsteiger SG BBM Bietigheim erreicht mit dem Klassenverbleib sein Ziel.

Stuttgart - Mit einer Wachablösung hat die am Samstag zu Ende gegangene Saison in der Frauenhandball-Bundesliga aufgewartet. Die TuS Metzingen hat mit dem Erreichen der Meisterrunde (Platz sechs) die eigenen Erwartungen übertroffen, Frisch Auf Göppingen (Platz acht) zur Nummer zwei in Württemberg gemacht und strebt nun ins internationale Geschäft. Der Aufsteiger SG BBM Bietigheim (Platz neun) hat sein Saisonziel Klassenverbleib souverän gemeistert – mit einem Trainerwechsel zur Saisonhalbzeit.

 

TuS Metzingen

„Wir haben das Maximum herausgeholt“, sagt Alexander Job nach seiner ersten Spielzeit als Trainer der TuS Metzingen. Nach dem sechsten Platz sah es zu Saisonbeginn nicht aus. In Sabine Stockhorst (Kreuzbandriss) und Julia Glaser (Knorpelschaden) fielen gleich zwei Torhüterinnen aus. Aber die Ungarin Edit Lengyel erwies sich als erstligatauglicher Ersatz.

Ebenfalls als Glücksgriff kristallisierte sich Shenia Minevskaja heraus. Von der Ersatzbank des Deutschen Meisters Thüringer HC spielte sich die 21-Jährige innerhalb weniger Monate in Metzingen in den Mittelpunkt – und in die Nationalmannschaft. „Die Mädels sind toll“, sagt die Studentin und verschwendet keinen Gedanken daran, den Verein zu wechseln. Warum auch? Die Perspektiven sind hervorragend. Unter den Zugängen Jasmina Jankovic (FA Göppingen), Maren Weigel (TV Nellingen), Marlene Zapf (Bayer Leverkusen), Julia Behnke (SG BBM Bietigheim) und Anna Loerper (VfL Oldenburg) finden sich gleich drei deutsche Nationalspielerinnen. „Metzingen hat in den nächsten Jahren Ziele, mit denen ich mich identifizieren kann“, sagt die 185-malige Nationalspielerin Loerper.

Der Manager Ferenc Rott präzisiert das: „Wir werden versuchen, in der nächsten Saison unter die ersten vier zu kommen.“ Damit würden sich die Metzingerinnen für einen Europapokalwettbewerb qualifizieren. Diese Ambitionen belegen, dass die sportliche Entwicklung des Vereins in den vergangenen zwei, drei Jahren ungeheuer Fahrt aufgenommen hat. Die Eröffnung einer Geschäftsstelle und der in einem Sportentwicklungsplan bestätigte Bedarf einer Halle mit einer Kapazität von 2500 Zuschauern (bisher rund 800) verleihen der Entwicklung noch mehr Dynamik.

SG BBM Bietigheim

Erfolge sind bei der SG BBM Bietigheim eine Reise wert. Für das Erreichen des Saisonziels Klassenverbleib hat der Hauptsponsor Eberhard Bezner einen Mannschaftsausflug nach Südafrika ausgelobt. Der Aufsteiger hat die Saison als Neunter abgeschlossen, womit „wir sehr zufrieden sein dürfen“, wie der Sportdirektor Gerit Winnen sagt. Nun steigt das Team zur Belohnung am Freitag ins Flugzeug.

Die kritischste Phase hatte die SG BBM um die Jahreswende zu überstehen. Nach einer Serie von 2:12 Punkten trennte sich der Club von dem Trainer Dago Leukefeld. Bo Milton Andersen übernahm das Team und feierte acht Spieltage vor Schluss den Klassenverbleib. Der Vertrag mit dem 39 Jahre alte Dänen wurde daraufhin um ein Jahr verlängert. „Wir bauen eine neue Mannschaft auf und wollen in der nächsten Saison besser abschneiden als jetzt“, sagt Winnen, dem auch der Ausbau der Jugendarbeit am Herzen liegt: „Wir wollen da bundesweit zu einem Aushängeschild werden.“ Ein wichtiger Schritt ist der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die dritte Liga, für Winnen „der perfekte Unterbau“.

In Ania Rösler, Helena Frank (wollen ihre Laufbahn beenden), Julia Behnke (TuS Metzingen), Milena Rösler, Simona Pilekova, Nastja Antonewitch und Barbara Bagocsi stehen sieben Abgänge zu Buche. Nach der Verpflichtung der beiden niederländischen Nationalspielerinnen Isabelle Jongenelen (23) und Angela Malestein (21, beide von der HSG Blomberg-Lippe) hat die SG BBM dafür nun fünf Linkshänderinnen im Kader. Zudem wechseln noch die dänische Kreisläuferin Tanja Jørgensen (20, TMS Ringsted) und die norwegische Linksaußen Gina Lorentsen (25, Le Havre Athletic Club) nach Bietigheim.

Frisch Auf Göppingen

Platz acht in der Bundesliga-Abschlusstabelle, das Aus im Viertelfinale des DHB-Pokals gegen den HC Leipzig (20:23) und das Scheitern im EHF-Pokal im Achtelfinale mit zwei Niederlagen gegen Kopenhagen (22:25, 22:31) – die Handballerinnen von Frisch Auf Göppingen können mit der abgelaufenen Saison nicht zufrieden sein.

Den Frisch-Auf-Frauen, ohnehin durch den Abbau finanzieller Altlasten in ihrer Entwicklung eingeschränkt, wurde in dieser Spielzeit deutlich vor Augen geführt, wie sehr sie in Göppingen im Schatten des Männerteams stehen. Als Aleksandar Knezevic, der Coach und Geschäftsführer der FAG-Frauen, im Januar als Interimstrainer für den entlassenen Velimir Petkovic das Männerteam übernahm, gab es einen Bruch. Der Interimscoach Vasile Oprea konnte nur noch den Sturz in die Abstiegsrunde verwalten. Mit ausschlaggebend war hierfür auch die 24:26-Heimniederlage im Derby gegen die TuS Metzingen Anfang des Jahres. Das verpasste Saisonziel machte die Abstiegsrunde zu einer freudlosen Pflichtaufgabe für die Göppingerinnen.

Die Unzufriedenheit spiegelt sich auch im Abgang von insgesamt gleich acht Spielerinnen wider. Jasmina Jankovic (TuS Metzingen), Jenny Karolius (Bayer 04 Leverkusen), Karin Weigelt (Vipers Kristiansand), Alena Vojtiskova (SG Neckarsulm), Zofia Fialekova (VfL Waiblingen), Dragica Tatalovic, Maria Kiedrowski und Birute Stellbrink verlassen den Verein.

Mit den Verpflichtungen der Torhüterin Melanie Herrmann (24, HC Leipzig), der Linkshänderin Anouk van de Wiel (22, Borussia Dortmund) für den Rückraum und der Linksaußen Iris Guberinic (22, HSG Blomberg-Lippe) hat für den wieder auf den Trainerposten zurückgekehrten Aleksandar Knezevic der Neuaufbau begonnen. Zumindest kann er weiterhin auf die österreichische Nationalspielerin Beate Scheffknecht bauen, die mit 207 Treffern die beste Feldtorschützin der Bundesliga war.

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