Der VfB Stuttgart ist gegen Gladbach chancenlos und verliert mit 0:3. Es war die vierte Bundesliga-Niederlage in Folge.

Stuttgart - Als die erste Heimpartie des Jahres 2012 gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:3 (0:1) verloren war und er pflichtgemäß bei seinen Spielern abgeklatscht hatte, da eilte Bruno Labbadia eingehüllt in einen braunen Schal mit nachdenklicher Miene in den Kabinentrakt des Stuttgarter Stadions.

 

Denn der VfB-Trainer wusste: Nach der vierten Bundesliga-Niederlage hintereinander stehen ihm und seiner Mannschaft frostige Tage bevor. Mike Hanke, Marco Reus und Igor de Camargo hießen die Torschützen für den Tabellenvierten vom Niederrhein, der dem VfB deutlich überlegen war. Die Stuttgarter, deren Talfahrt an Tempo zugelegt hat, sind derweil Zehnter – und liegen nur noch vier Zähler vor dem Relegationsplatz. „Wir müssen jetzt langsam aufwachen“, sagte der VfB-Kapitän Serdar Tasci.

Bruno Labbadia hatte seine Elf im Vergleich zum 1:3 auf Schalke taktisch neu formiert, stellte das 4-3-3-System auf ein 4-4-2 um. Dabei gab der Neuzugang Vedad Ibisevic laut Labbadia „den Rammbock, während unsere zweite Spitze Cacau sich drum herum bewegen soll“. Pawel Pogrebnjak, der noch in Gelsenkirchen glücklos an vorderster Front agiert hatte, stand nicht einmal mehr im Kader; für Stefano Celozzi gab derweil der 18-jährige Antonio Rüdiger seinen Bundesligaeinstand als rechter Verteidiger.

Häufig damit beschäftigt keine Fehler zu machen

Anders als in der Vorwoche auf Schalke wollten die Stuttgarter gegen die Gladbacher, die im Vorjahr in der Mercedes-Benz-Arena mit 0:7 untergegangen waren, im mit 53.600 Fans nicht ausverkauftem eigenen Stadio dominant auftreten. Kein leichtes Unterfangen gegen die laufstarken Gäste, die wie bei ihrem Überraschungscoup zum Rückrundenauftakt, dem 3:1-Sieg über den FC Bayern, mit zwei Viererketten die Räume eng machten.

Zumal William Kvist in der Mittelfeldzentrale des VfB immer wieder das Tempo verschleppte. Weil den Stuttgartern neben der Bewegung im Mittelfeld und in der Spitze obendrein auch jegliche spielerische Kreativität abging, war der Borussen-Torhüter Marc-André ter Stegen lange Zeit beschäftigungslos. Während die VfB-Profis zudem häufig nur damit beschäftigt waren, in erster Linie keine Fehler zu machen, kamen die Gladbacher immer besser ins Spiel: Zunächst musste Tamás Hajnal einen Flachschuss kurz vor der eigenen Torlinie abwehren.

Wenig später war dann die gesamte Hintermannschaft der Gastgeber geschlagen: Nach einem Freistoß von Marco Reus aus halblinker Position ließ der Innenverteidiger Serdar Tasci seinem Gegenspieler Mike Hanke zu viel Platz. Der blonde Stürmer der Borussia verlängerte den hohen Ball mit dem Hinterkopf ins Stuttgarter Tor. 1:0 für die Gäste (31.).

Kein harmonisch abgestimmtes Team

Während der Aufsichtsratchef Dieter Hundt den VfB vom Potenzial her „auf einem einstelligen Tabellenplatz“ sieht, stellte sich die Realität auf dem Rasen ganz anders dar. Lediglich eine Torchance bot sich dem VfB, als ter Stegen einen Kopfball von Hajnal nach Flanke des jungen Antonio Rüdiger aus dem Winkel fischte (38.). Gladbach trat dagegen im Stile eines Spitzenteams auf, agierte ökonomisch und nutzte seine zweite Torchance zum 1:0. Dem VfB fehlte derweil nach nur einem Sieg aus den letzten zehn Saisonspielen „einfach das nötige Selbstvertrauen“ (Manager Fredi Bobic).

Unbekümmert, mutig und spielintelligent – das waren auch im zweiten Abschnitt die Attribute, die auf die Gladbacher Himmelsstürmer passten. Der VfB mühte sich nun zwar redlich, trat engagierter auf und kam mit der Umstellung auf die Mittelfeldraute, in der Hajnal hinter den Spitzen agierte, auch besser zurecht. Doch ein Manko blieb unübersehbar: Die Stuttgarter verfügen über kein harmonisch abgestimmtes Team. Während in der Elf von Bruno Labbadia diverse Profis nur uninspiriert ihr Pensum abspulten, griffen im Ensemble von Borussen-Trainer Lucien Favre die Rädchen gut geölt ineinander.

Doch die Gäste gingen zunächst leichtfertig mit ihren Möglichkeiten um. Eine ganz dicke Chance vergab Patrick Herrmann, als er zentral an der VfB-Strafraumgrenze stehend mit seinem Schuss an Sven Ulreich scheiterte (65.). Besser machte es dann der Millionenmann der Borussen, Marco Reus, der gegen weit aufgerückte Stuttgarter einen Konter zum 2:0 vollendet (81.). Doch es sollte nicht der letzte Akt im Drama um den VfB gewesen sein: Der folgte, als Reus und Herrmann mit einer Kombination über rechts die VfB-Hintermannschaft wie Schulbuben aussehen ließ, ehe Igor de Camargo den Ball lässig zum 3:0-Endstand einschob (84.).

VfB Stuttgart Ulreich – Rüdiger (79. Holzhauser), Tasci, Maza, Molinaro – Harnik (68. Schieber), Kvist, Kuzmanovic (46. Okazaki), Hajnal – Cacau, Ibisevic.

Borussia Mönchengladbach ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Wendt – Nordtveit, Neustädter – Herrmann (84. Marx), Arango – Reus (89. Leckie), Hanke (53. de Camargo).

Schiedsrichter Perl (Pullach).

Zuschauer 53.600.

Tore 0:1 Hanke (31.), 0:2 Reus (81.), 0:3 de Camargo (84.).