Perfektes Wetter, gute Stimmung, eine große Party: Die Hip-Hop-Open kehrten zurück nach Stuttgart - und 18.000 Fans feierten mit. 

Stuttgart - Der letzte Song war an diesem Sommerabend kein geringerer als „Mutterstadt“. Gesungen von Max Herre, Schowi und Co – und 18.000 Hip-Hop Fans in eben jener Motorstadt am Neckar. Die Mitglieder der Stuttgarter Kolchose stellten sich dafür an den Rand der Bühne, in der einen Hand das Mikro, die andere Hand hoch erhoben. Sie blickten auf eine Menge, deren Hände sich im Takt der Musik auf und ab bewegten, wie ein riesiges Meer, das von rhythmischen Wellen gepeitscht wird. Und alle sangen sie mit, jede einzelne Zeile. Im Hintergrund der Gaskessel und die Mercedes-Benz-Arena.

 

Der Abschluss des Festivals glich einer Zeitreise. Es war, wie zu erwarten, der Höhepunkt der zehnten Hip-Hop-Open und des 20-jährigen Jubiläums eben jener Stuttgarter Jungs, die einst den deutschen Sprechgesang aus dem Süden bekannt machten. Und es war für viele der beste Auftritt des Abends, auch wenn die Kolchose mit klarem Heimvorteil fast außer Konkurrenz lief.

Sie können es noch

Doch es bleibt die Erkenntnis: Sie können es noch. Und sie genossen ihren gemeinsamen Auftritt nach so vielen Jahren sichtlich. Da umarmte Max Herre DJ Friction, es wurde abgeklatscht, viel gelacht und getanzt. Dass die ältere Garde des Stuttgarter Hip-Hop es versteht, das Publikum zu unterhalten, das zeigte bereits davor der Auftritt von Max Herre und Freunden, eine stilsichere Mischung aus Songs von seinem neuen Rap-Album, das in den kommenden Wochen erscheint, und alten Songs, wie „Esperanto“, „A-N-N-A“ oder auch „Zu elektrisch“. „Stuttgart ich bin ganz schön aufgeregt heute Abend hier zu spielen“, rief Max Herre ins Publikum, „danke, dass ihr das möglich macht“. Als die ersten Takte seiner Stuttgart-Hymne „Erste Liebe“ gegen 21.15 Uhr über den Cannstatter Wasen flogen, war klar: Die Aufregung war unbegründet, das Publikum dankte ihm die gesungene Liebeserklärung mit absoluter Textsicherheit.

Die Hip-HopO-pen waren in diesem Jahr eine entspannte Sommerparty, bei der einen Tag lang zu den Beats des Sprechgesangs gefeiert wurde. Und das absolut friedlich. Die Polizei meldete keine besonderen Vorkommnisse, Schlägereien blieben aus und die Beamten hielten sich in diesem Jahr im Hintergrund. Es gab keine verschärften Kontrollen und das Publikum lieferte keinen Grund für einen größeren Einsatz. „Wir sind zufrieden mit dem Verlauf“, hieß es von Seiten der Stuttgarter Polizei. Auch das Wetter hatte sich überlegt einen perfekten Gastgeber zu spielen, die letzten Regenwolken hatte der Wind bereits gegen 12.30 Uhr vom Festivalgelände gefegt und so war der erste große Auftritt des Tages um kurz nach 13 Uhr bereits einer unter blauem Himmel.

"Stuttgart ist zurück"

Es war der Stuttgarter Rapper Cro, der am frühen Nachmittag mit Pandamaske die Bühne betrat. Ein wenig leise war der Sound beim Auftritt des neues Stars aus Stuttgart noch, der sich nach seinem Auftritt ohne Maske unerkannt unters Publikum mischte und später zur Freude seiner Fans noch einen Song mit Max Herre zum Besten gab. „Stuttgart ist zurück“, riefen sie dabei ins Publikum.

Doch es war der Rapper Marsimoto, der gegen 16 Uhr einen richtigen Akzent setze. Die Sonne verteilte gerade gratis rote Gesichter ans Publikum, als grüne Rauchschwaden die Besucher einhüllten. Mit grüner Maske und verzerrter Stimme lieferte Marsimoto den bis dato beeindruckensten Auftritt des Nachmittags ab. Auch Kool Savas stellte klar, warum er nicht umsonst als einer der besten Live-Rapper Deutschlands gilt.

18.000 Fans in bester Stimmung

Mac Miller, der Shootingstar aus den USA, blieb hingegen eher unauffällig und verabschiedete sich ohne große Worte von der Bühne, so dass sich der eine oder andere fragte: „Ist der jetzt weg oder kommt der noch mal?“.

Der amerikanische Rapper Wiz Khalifa, der in der Abendsonne auf die Bühne trat, hängte den Maßstab des Live-Auftritts an diesem Abend noch einmal ein Stück höher. Seine entspannten Beats brachten die Menge zum Feiern und es war klar, warum er den letzten Auftritt vor der Kolchose und Co bekommen hatte, denn er übergab die 18.000 Fans in bester Stimmung an die Lokalpatrioten.

Die hätten aber auch wenig falsch machen können an diesem Abend. Als die Massiven Töne noch einmal ihre Hits „Traumreise“ und „Cruisen“ zum besten gab, da feierten vor allem auch jene Gäste, die die Altergrenze von 20 Jahren schon überschritten hatten. Das große Familientreffen, das bereits am Nachmittag hinter der Bühne mit freudigen Begrüßungen begonnen hatte, ging gegen 22.45 Uhr zu Ende. In den Clubs der Stadt wurde bis in den frühen Morgen weitergefeiert. Die Rückkehr der Hip-Hop-Open nach Stuttgart war ein Erfolg.