Die Überschwemmungen in Niederbayern haben mindestens vier Menschen das Leben gekostet. Taucher hatten in Simbach am Inn drei Leichen geborgen, wenig später war eine weitere Tote in Julbach gefunden worden. Die Menschen in Niederbayern sind angesichts der Zerstörung verzweifelt.

Triftern/Simbach - Bei einer verheerenden Hochwasserkatastrophe in Niederbayern sind vier Menschen ums Leben gekommen. Drei Leichen wurden am Mittwochabend von Tauchern in einem überschwemmten Haus in Simbach am Inn entdeckt, wie die Behörden mitteilten. Kurz darauf wurde eine Frau tot in einem Bach bei Julbach entdeckt. Ob es weitere Opfer geben könnte, war zunächst unklar. Ein Sprecher des Landratsamtes sagte, es gebe keine konkreten Hinweise auf weitere Vermisste - aber: „Es ist alles ein großes Chaos“.

 

Heftiger Regen hatte in der Region zu zerstörerischen Überschwemmungen geführt und mehrere Orte teils meterhoch überflutet. Der Landkreis Rottal-Inn löste Katastrophenalarm aus. Hunderte Kinder mussten am Mittwoch bis zum Abend in ihren Schulen ausharren, weil die Zufahrten nicht passierbar waren. Etwa 50 von ihnen mussten sich darauf einstellen, in der Mittelschule von Triftern zu übernachten.

Hochwasser droht auch in den nächsten Tagen

Mit Booten und Hubschraubern wurden Menschen aus ihren Häusern gerettet, etwa 9000 Haushalte waren ohne Strom. In Simbach wurden Autos und Bäume wurden weggespült. Die Schäden lagen nach ersten Schätzungen in zweistelliger Millionenhöhe.

In einem Mehrfamilienhaus wurden die drei Leichen entdeckt. Bewohner der oberen Stockwerke, die gerettet werden konnten, hatten auf die vermissten Bewohner im Erdgeschoss aufmerksam gemacht. Gegen 20.30 Uhr wurden die Toten von der Feuerwehr in dem überschwemmten Gebäude entdeckt. Die näheren Umstände der Todesfälle und die Identität der Opfer waren zunächst nicht bekannt. In dem Nachbarort Julbach wurde eine Stunde später eine weitere Tote entdeckt. Die Leiche einer Frau hing über einen Baumstamm in einem Bach, berichtete die Polizei. Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen zu den Todesfällen. Michael Fahmüller, der Landrat des Kreises Rottal-Inn, zeigte sich tief betroffen. „Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen“, sagte der CSU-Politiker.

32 Liter Regen pro Quadratmeter fielen binnen sechs Stunden allein in der Kreisstadt Pfarrkirchen. „Es herrscht Land unter. Die Wassermassen kamen sehr schnell“, hieß es von der Polizei. Erst am Abend entspannte sich die Lage und das Wasser lief ab. Hochwasser droht auch in den kommenden Tagen, denn die Aussichten bleiben trüb: Mindestens bis Sonntag werde sich die Gewitterluft in Deutschland halten, sagte der Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Aus Polen zog Tief „Friederike“ herüber. In der Mitte, im Osten und im Norden Deutschlands könnte es Unwetter geben - aber auch im Südwesten, der schon zu Wochenbeginn besonders stark betroffen war. Am Mittwochabend regnete es heftig über Nordrhein-Westfalen.

50 Kinder sitzen in Schule fest

In Niederbayern waren die Helfer weiter pausenlos in den überschwemmten Gebieten unterwegs. „Alles, was wir verfügbar haben, ist im Einsatz“, teilte das Polizeipräsidium in Straubing mit. Polizisten seien auch von Grenzübergängen nach Österreich abgezogen worden. In Triftern mussten rund 250 Kinder den Tag über in der Turnhalle ausharren, in Simbach saßen 350 Schüler fest. Während die Schüler aus Simbach bis zum Abend wieder nach Hause konnten, waren in Triftern etwa 50 Kinder auch am späten Abend noch in der Mittelschule. Sie wurden von 25 Erwachsenen betreut, wie das Landratsamt mitteilte. Eine Asylbewerberunterkunft in Simbach wurde ebenfalls geräumt.

Bei einem Bootsausflug auf dem Schwarzen Regen wurde eine Schulklasse aus Augsburg vom Unwetter überrascht: 20 Kinder strandeten auf einer Insel und mussten gerettet werden. Lastwagenfahrer kletterten auf der Bundesstraße 12 auf die Dächer ihrer Fahrzeuge, weil sie Angst hatten, von den Fluten davon geschwemmt zu werden, wie Rettungskräfte berichteten. Passau rief angesichts anhaltender Regenfälle den Katastrophenfall aus.

Starkregen machte den Menschen auch in Hannover zu schaffen - die Feuerwehr rückte zu mehr als 100 Einsätzen aus. Auch in Leipzig standen einige Straßen unter Wasser. Die Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag, die am Dienstag überspült worden war, wurde hingegen wieder für den Verkehr freigegeben.

Autobahn 46 und Bahnstrecke gesperrt

Die Pegelstände an Rhein, Nahe und Mosel fielen nach einem sprunghaften Anstieg zu Wochenbeginn vorerst. Am Niederrhein gab es am Abend aber schwere Schäden wegen extremen Starkregens. In Düsseldorf liefen mehrere Tunnel und Straßen voll. Die Autobahn 46 musste gesperrt werden, ebenso wie eine Bahnstrecke bei Xanten.

In Baden-Württemberg, wo das Tief „Elvira“ bereits am Sonntagabend schwere Verwüstungen angerichtet hatte, ging das Aufräumen weiter. Nach wie vor müssen dort Massen von Schlamm, Schutt und Trümmer beseitigt werden. „Das ist ja wie in einem Horrorfilm“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Mittwoch bei einem Besuch in Schwäbisch Gmünd. Vier Menschen waren bei dem Unwetter im Südwesten vor drei Tagen ums Leben gekommen.

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