Im Höhenpark Killesberg grasen seit kurzem zwei Kune-Kune-Schweine. Die putzigen Grasliebhaber stammen aus Neuseeland und sind eine Rarität.

Killesberg - Doktor Bob drückt sich durch einen Spalt im Zaun und hoppelt in Richtung der Neuankömmlinge. Neugierig beäugt der kleine Ziegenbock die beiden, die erst vor zwei Wochen ins Tiergehege gezogen sind. Im Moment scheint er die Nähe zu den Kune-Kune-Schweinen eher zu suchen, als bei seinen Artgenossen zu bleiben. Ob das Böcklein wohl weiß, dass die zwei Neuen im Höhenpark etwas ganz Besonderes sind?

 

Ein bisschen kritisch blicken die beiden daher, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. „Kune Kunes sind sozialer als andere Schweine und suchen eher den Kontakt zum Menschen“, sagt die Tierpflegerin Susanne Miniböck. So sehr, dass selbst sie und ihre Kollegen überrascht waren. Die Menschenbezogenheit ist nicht das Einzige, das die Schweine zu etwas Besonderem macht.

Kune Kunes wurden ursprünglich in Neuseeland entdeckt. Das Volk der Maori hielt sie als frei laufende Haustiere. Ende der Siebziger Jahre gab es die Rasse kaum noch; man schätzte ihre Zahl damals auf nur noch 50 Tiere. Der alarmierende Zustand rief ein paar Liebhaber auf den Plan, die sich der Zucht widmeten.

Kune Kunes waren fast vergessen

Seit Anfang der 90er-Jahre werden Kune Kunes in Großbritannien gezüchtet, heute auch in den Niederlanden und in den USA. In der Wilhelma gibt es seit einem Jahr ein Zuchtpaar. So ist auch Miniböck auf die Schweinerasse aufmerksam geworden. „Die haben allerdings noch keinen Nachwuchs. Deshalb haben wir unsere zwei aus privater Hand gekauft“, erklärt Miniböck.

Kune Kune bedeutet in der Sprache der Maori „dick und rund“. Weil das so nett ist, hat man die beiden Dreijährigen prompt so getauft. „Dick heißt der Eber, Rund seine Schwester“, sagt Miniböck. Da es sich um Geschwister handelt, ist der Eber kastriert.

Falsches Futter macht die Tiere krank

Jeden Morgen, wenn die Tierpflegerin das Gehege betritt, hat sie für Dick und Rund einen Eimer voll Obst und Gemüse dabei. Brav sitzen die beiden Gefleckten vor Miniböck und nehmen dankbar schmatzend an, was die Pflegerin ihnen mitgebracht hat. Am Abend gibt es noch mal eine kleine Ration.

Das Futter kommt von einem Händler, denn die Tiere dürfen nicht einfach irgendwas fressen. Ein Problem, dass man im Tiergehege seit Jahren kennt, sind Besucher, die die Tiere mit allem Möglichen füttern. „Die Leute werfen schimmeliges Brot über den Zaun und auch mal ein Stück Pizza“, ärgert sich Miniböck. Auch frisches Brot sei Gift. „Wegen der Gerbsäure“, erklärt sie. Weder Schilder noch erklärende Worte würden zu Einsicht führen. Die Folge: „Nach jedem Wochenende haben die Tiere Durchfall und wir müssen das dann wieder hinbekommen“, sagt sie. Das gelingt nicht immer. Und manchmal bleibt es nicht nur bei Verdauungsproblemen, selbst Fehlgeburten können die Folge sein.

Neuzugänge ersetzen verstorbene Minischweine

Da die Kune Kunes Weideschweine sind und den ganzen Tag auf der Wiese verbringen und grasen, würde es ihnen wohl gar nicht viel ausmachen, wenn Besucher sie nicht füttern würden. Denn genügend saftiges Gras haben sie so weit ihre Augen reichen. „Deshalb wirken sie auch aktiver als beispielsweise ihre Vorgänger“, erklärt Susanne Miniböck. Allerdings sind sie auch noch jünger als die verstorbenen Minischweine Lilo und Bifi. Letzterer war eines Tages nach dem Essen sanft entschlafen und nicht mehr aufgewacht. „Lilo mussten wir aufgrund ihrer Krebserkrankung einschläfern lassen“, sagt Miniböck.

Im Park dürfen die Tiere auch alt werden. Manchmal würden Leute fragen, weshalb ein Tier nur herumstünde. Dann erklärt Miniböck ihnen, dass es schon im Rentenalter ist. Dick und Rund dagegen haben noch gute zehn Jahre vor sich.