An der Königstraße in Stuttgart müssen Händler Höchstpreise für ihre Geschäfte bezahlen. Auch in Ludwigsburg und Esslingen gibt es teure Pflaster.

Stuttgart - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart appelliert an die Besitzer von Gewerbeimmobilien, bei Mietverträgen mit Einzelhändlern nicht zu überziehen. Mietpreise müssten „zur langfristigen Ertragskraft der Objekte, aber auch des gesamten Standorts passen“, erklärt die Präsidentin Marjoke Breuning bei der Präsentation der Ergebnisse der IHK-Mietpreisumfrage unter 6000 Einzelhändlern. (Die Rücklaufquote betrug rund zehn Prozent).

 

IHK-Präsidentin leitet Betrieb in der Königstraße

Weitere Herausforderungen außer hohen Nebenkosten und der schwierigen Personalfindung seien der Online-Handel, die oft ungeklärte Nachfolgefrage und die Erreichbarkeit. In der Studie werden daher stagnierende oder gar fallende Mieten in den besseren Nebenlagen großer Städte und den besseren 1-a-Lagen der mittleren und kleinen Kommunen prognostiziert. Breuning ist vom Fach, sie leitet seit 2003 mit ihrer Schwester als geschäftsführende Gesellschafterin das Familienunternehmen Maute-Benger an der Königstraße, laut Umfrage weiterhin eine der teuersten Adressen bundesweit.

Dort, wie auch an der Schulstraße und in der Klett-Passage, seien Händler bereit, bis zu 200 Euro Miete pro Quadratmeter zu bezahlen. Der Spitzenwert in der Umfrage beläuft sich auf 262 Euro. Stuttgart liegt auf Rang vier, hinter München, Berlin und Frankfurt und etwa gleichauf mit Düsseldorf, Hamburg und Köln. Solche Preise könnten inhabergeführte Unternehmen kaum erwirtschaften, sagt Breuning. Filialen seien eindeutig im Vorteil, deshalb fänden sich auch in allen 1-a-Lagen in Deutschland dieselben großen nationalen und internationalen Konzerne.

Einkaufszentren kontra inhabergeführte Läden

Dagegen habe es der inhabergeführte Einzelhandel schwer. Gering gestiegene Umsätze und eine gewachsene Einzelhandelsfläche durch die Zentren Milaneo, Gerber und das Dorotheen-Quartier drängten die inhabergeführten Läden in Nebenlagen. Es sei denn, die Händler hätten weitsichtige Vermieter, dem die Attraktivität des Standortes und ein verlässliches Mietverhältnis wichtiger seien als kurz und mittelfristige Maximalerträge.

Die durchschnittliche Bestandsmiete für kleinere und mittlere Flächen in der Stuttgarter Innenstadt beträgt laut Umfrage 82 Euro pro Quadratmeter. Die höchsten Preise in der Region werden in Ludwigsburg aufgerufen mit Mieten von mehr als 70 Euro und einem Durchschnitt von 45 Euro sowie in Esslingen mit durchschnittlichen 39 Euro. Die Umfrage weise Qualitätsverluste von Einkaufslagen vor allem an den Rändern und den Nebenlagen aus. In den besten Lagen der Mittelzentren aller Landkreise könne noch von stabilen Mieten ausgegangen werden, die auch erwirtschaftet werden könnten. Doch auch hier zeichne sich mittel- und langfristig eine Verschlechterung beim inhabergeführten Handel ab.

IHK gegen Parkgebühren und Fahrverbote

Für eine hohe Anziehungskraft seien neben einem ansprechenden Handels- und Dienstleistungsangebot auch Gastronomie, Kultur und Freizeitangebote mit öffentlichen Dienstleistungen unabdingbar. Sauberkeit und Sicherheit seien wichtige Parameter für die Attraktivität gewachsener Standorte. Breuning hält „Durchfahrbeschränkungen für den Lieferverkehr, überzogene Parkgebühren, Fahrverbote und autofreie Innenstädte ohne ausreichend alternative Mobilitätsangebote“ nicht für den richtigen Weg, „um lebendige Einzelhandelsstandorte zu erhalten“. Breuning ist auch Vorstandsmitglied der City-Initiative Stuttgart, die sich gegen die von einer Gemeinderatsmehrheit getragene Vision eines autofreien Kerns innerhalb der Grenzen des Cityrings ausspricht.

Die IHK-Umfrage befasst sich auch mit der Situation in den Stuttgarter Stadtteilen und den kleinen Kommunen. Dort hätten die Mieten seit 2012 überwiegend nachgelassen. Die Verwaltungen müssten bei der Ausweisung neuer Handelsflächen vorsichtig sein. So möge der Discounter außerhalb zur Nahversorgung zwar schnell realisiert sein, er ruiniere aber unter Umständen langfristig die Versorgungsstruktur und Funktionalität des Ortskerns.