Der Stuttgarter OB spricht beim Integrationsgipfel über Migranten in der Verwaltung, obwohl die Zahlen so vorbildlich nicht sind.

Stuttgart - Fünf Minuten hat Stuttgarts Oberbürgermeister am Dienstag Redezeit im Kanzleramt. Beim fünften Integrationsgipfel in Berlin wird Wolfgang Schuster darlegen, wie wichtig es ist, Migranten für den öffentlichen Dienst zu gewinnen. Was Stuttgarts Oberhaupt nur am Rande erwähnen dürfte, ist die Tatsache, dass es um die Migrantenquote im Stuttgarter Rathaus gar nicht gut bestellt ist.

 

Etwa 14 Prozent der insgesamt mehr als 16 000 städtischen Beschäftigten haben einen ausländischen Pass, nimmt man die Eingebürgerten dazu, dürften es rund 20 Prozent sein. Die größte Gruppe sind Italiener. „Je höher die Gehaltsgruppe, umso kleiner ist die Zahl der Migranten“, sagt Stuttgarts Integrationsbeauftragter Gari Pavkovic. Er listet auf: in der Arbeiterschaft liegt der Migrantenanteil bei mehr als 40 Prozent, unter den Beamten ist es gerade mal ein Prozent. „Beim Garten- und Friedhofsamt haben wir fast schon eine portugiesische Familientradition, dort folgen die Söhne ihren Vätern nach“, berichtet Pavkovic. Viele Beschäftigte anderer Herkunft finden sich auch in der Großküche des Klinikums, in den Pflegeheimen, beim Tiefbauamt und beim Eigenbetrieb Abfallwirtschaft, nicht aber in den Führungsetagen.

Kampagne soll Migranten für Jobs bei der Stadt interessieren

Die Wende bringen soll eine Kampagne des Personalamts mit dem Titel „Deine Stadt – deine Zukunft“, die seit April läuft und die junge Migranten animieren soll, sich bei der Stadt zu bewerben. Erste Fortschritte gibt es schon, wie Martina Bramm-Eichhorn vom Personalamt berichtet. Im vergangenen Herbst waren von den 400 neu angestellten Auszubildenden bei der Stadt 23 Prozent Migranten – im Vergleich zu 19 Prozent im Jahr 2010. Im September wird die erste Muslimin mit Kopftuch eine Beamtenlaufbahn im Rathaus beginnen, wie Bramm-Eichhorn berichtet. Gut für die Statistik ist auch das Jugendamt, das bei einer Umfrage unter den 3000 Beschäftigten bereits vor vier Jahren einen Migrantenanteil von 30 Prozent erhoben hat.

Die Entwicklungen sind ganz im Sinne des OBs, der im Kanzleramt heute darlegen wird, dass heterogen zusammengesetzte Teams qualifizierter auf die Bedürfnisse der Bürger eingehen können. Sagen wird er auch, dass Migranten als Führungskräfte im öffentlichen Dienst eine wichtige Vorbildfunktion haben. Schuster ist in Berlin gern gesehener Gast, wenn es um Integrationsfragen und Integrationstheorien geht – Stuttgart gilt dort als vorbildlich. Da ist es dann nebensächlich, dass die Ausbildungskampagne aus Berlin stammt und dort schon sehr viel länger erprobt wird.