Mit Rosetta ist also ein großer technischer Sprung gelungen?
Im Vergleich zu den Vorläufermissionen, ja. Raumsonden repräsentieren beim Start meist den Stand der Technik von fünf bis zehn Jahren vorher. Die Materialien und Instrumente sollen robust sein und sich möglichst schon im Weltall bewährt haben. Giotto war, technisch gesehen, auf dem Niveau der späten 70er Jahre, und Rosetta entspricht dem Stand von Mitte der 90er.
Was würde man heute anders machen?
Man hätte sicher ein Radar an Bord, um den Kern des Kometen zu erkunden. Das machen wir jetzt zwar auch, aber das Verfahren ist relativ kompliziert. Sehr nützlich wäre auch ein aktuelles Laser-Altimeter, um die Oberfläche von 67P zentimetergenau zu erfassen. Wir werden das jetzt mit Hilfe von Kamerabildern versuchen – ein mühsamer Prozess.
Werden Sie die Daten noch problemlos auswerten können?
Da erwarten wir keine großen Schwierigkeiten. Zwar gibt es auf dem Landemodul Computer, die heute in keinem Büro mehr stehen, aber die damit gewonnenen Daten lassen sich auch mit modernen Rechnern lesen. Sicher: Moderne Technik würde uns viel mehr Information in kürzerer Zeit liefern. Wirklich zu schaffen macht uns das aber nicht. Viel schlimmer ist der Verlust an Know-how.
Viele Pioniere der Rosetta-Mission sind sicher längst im Ruhestand?
Ja, und manche kann man nicht mehr befragen, weil sie leider krank oder bereits verstorben sind. In der Planungs- und Bauphase wurde nicht alles dokumentiert, was heute für uns wichtig ist – da muss man sich gelegentlich Dinge zusammenreimen oder neu erfinden. Andererseits ernten wir nun hoffentlich die Frucht dessen, was andere gesät haben. Ich beteilige mich gerade an der Vorbereitung der ESA-Mission Juice, die ihr Ziel, das Jupiter-System mit den Galileischen Monden, um 2030 erreichen wird: Von den Ergebnissen wird hoffentlich die nächste Wissenschaftlergeneration profitieren.
Ist eine neue Kometen-Mission geplant?
Noch nicht konkret. Aber die Wissenschaftlergemeinde rechnet demnächst mit einem Aufruf der Weltraumorganisationen, dafür Wünsche, Ideen und Projekte einzureichen.
Was erwarten Sie von der nächsten Mission?
Ebenso wie die meisten Kollegen stelle ich mir eine Art Kometen-Hopper vor, der quasi von einem Zielobjekt zum anderen hüpft und deren Oberfläche untersucht. Was wir uns auch wünschen ist eine Sample-Return-Mission, bei der endlich einmal Proben von einem Kometen auf die Erde gebracht werden. Das war schon bei Rosetta angedacht, wurde aber aus Kostengründen gestrichen. Jetzt ist es überfällig.
Werden Sie sich mit Projekten bewerben?
Ja, aber nicht so sehr für mich selbst, sondern für den Nachwuchs. Ich will mich auf die Auswertung der Rosetta-Daten konzentrieren. Jetzt bin ich 59 Jahre alt und der Höhepunkt meiner Forscherlaufbahn liegt hoffentlich noch vor mir – ein gutes Gefühl.