Der neue Kickers-Trainer hat viel vor: Mit den Stuttgartern – und sich selbst. Das Spiel soll mehr Flexibilität und Geschwindigkeit bekommen; Tomislav Stipic selbst will als Trainer Spuren hinterlassen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)
Stuttgart – - Seit gut einer Woche ist Tomislav Stipic der Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. Nach zwei erfolgreichen Testspielen in Hoffenheim und Homburg steht am Samstag mit der Partie in Halle die erste Pflichtaufgabe an. „Ich habe genug Erkenntnisse, es kann losgehen“, sagt der 36-jährige Kroate.
Herr Stipic, Sie sind seit gut einer Woche Trainer bei den Stuttgarter Kickers, als eine Ihrer ersten Amtshandlungen haben Sie die Anordnung mit den Sitzreihen in der Mitte der Kabine geändert. Warum?
Wenn ich auf die Toilette gehe, erwarte ich keinen Fernseher wie in manchem Fünfsternehotel, aber Klopapier. Basics eben, die wichtig sind. Das erwarte ich von einem Raum auch. Und in der Kabine erwarte ich keine Trennwände, hinter denen sich Menschen verschanzen können. Ich möchte den Spielern etwas geben, und zwar allen. Der Umgang ist wichtig. Wenn wir es schaffen, nach weniger erfolgreichen Spielen gemeinsam und respektvoll zu diskutieren, dann werden wir ein Team sein, das schwer zu besiegen ist. Ich übertrage alles auf das Wohlbefinden, aber auch auf die Produktivität der Spieler, die erhöht werden soll.
Neben dieser formalen Änderung: was haben Sie der Mannschaft vermittelt?
Dass wir aktuell zwei Gegner haben: die Zeit, die wir nicht haben, und den Kopf, die Quelle der Selbstbegrenzung. In der vorhandenen Zeit müssen wir trotzdem Erfolgserlebnisse erzielen und ein offenes und ehrliches Verhältnis pflegen. Wir haben sieben Trainingseinheiten hinter uns und zwei Testspiele. Jeder Spieler bekam eine faire Chance, sich zu positionieren. Wir haben mit verschiedenen Formationen zweimal gewonnen. Wir haben acht Tore geschossen und acht verschiedene Schützen gehabt. Das hat mir gefallen, weil wir erwarten, dass alle Positionen – defensiv wie offensiv – am Spiel teilnehmen und somit mehr Flexibilität und Geschwindigkeit in unser Gebilde kommt. Die vergangene Woche war ein guter Beginn.
Wo haben Sie konkret den Hebel angesetzt?
Um zu wissen, wo ich den Hebel ansetzen muss, waren zwei Testspiele nötig. Wir haben versucht, im allgemeinen Bereich zu bleiben, um die Kennenlernphase mit Vertrauen zu untermauern. Wir haben die Trainingseinheiten kurz gestaltet, damit keine mentale Überforderung eintritt. Es geht im Fußball um Fitness und Freshness. Die Mannschaft ist fit, musste aber mental noch mal aufgepäppelt werden. Im taktischen Bereich haben wir danach der Mannschaft unsere Bibel der eigenen Spiele vorgelegt mit Verhaltensregeln auf und außerhalb des Platzes. Wir haben unsere Spielidee in fünf Momente aufgeteilt.