Dann schauen wir auf das Jahr 2014.
Nächstes Jahr werden wir in eine Größenordnung von zehn Milliarden Euro Umsatz kommen. Und da zögere ich bereits mit einer genauen Zahl, denn Mahle hat in diesem Jahr ziemliche Probleme mit der Wechselkursentwicklung – konkret mit dem japanischen Yen, dem brasilianischen Real und dem Dollar. Allein diese drei Währungen zusammen kosten uns in diesem Jahr rund 300 Millionen Euro Umsatz, weil sie alle mehr oder weniger massiv gegenüber dem Euro abgewertet wurden. In lokaler Währung könnten wir am Jahresende einen Umsatzanstieg ausweisen, nach der Umrechnung in Euro werden wir aber kein Wachstum sehen. Deshalb meine Vorsicht. Wenn der Euro nicht noch stärker wird, sollten wir 2014 unser Umsatzziel erreichen.
Wie wird das Ergebnis 2013 ausfallen?
Da wir in den Ländern für die Länder produzieren, haben wir in der Landeswährung keine Probleme. Aber die Umrechnung in Euro wird das Ergebnis belasten. Dennoch: wenn in den nächsten zwei Monaten kein Geschäftseinbruch kommt, erwarten wir ein zufriedenstellendes Ergebnis – trotz teils schwieriger Marktlage.
Sie denken da an Europa?
Was die Abrufe der vergangenen und der nächsten zwei Monate angeht, sehen wir keinen weiteren Rückgang. Die berühmte Talsohle scheint erreicht. Hie und da laufen die Geschäfte positiver als im ersten Halbjahr. Nordamerika und Südamerika sind stabil, in China haben wir einen Zuwachs von 15 Prozent, in Japan ist der Markt schwach. Indien ist enttäuschend. Nutzfahrzeuge spielen für uns eine große Rolle. In Europa spüren wir Vorzieheffekte durch die Euro-6-Norm. Das hilft bei der Auslastung der Werke, dafür ist dann im ersten Quartal 2014 wieder mit einem Durchhänger zu rechnen.
Apropos Auslastung: wie gut sind die Werke ausgelastet?
Die deutschen Werke waren in den vergangenen Monaten ganz ordentlich ausgelastet. Kurzarbeit gibt es zurzeit in den Automobilwerken nicht.
Aber Sie werden das Werk Colmar im Frühjahr schließen.
Bevor mehrere Werke unterausgelastet sind, ist es besser eines zu schließen. Die Entscheidung fiel auf Colmar, weil dieses Werk mitten in der Stadt liegt, was die Modernisierungsmöglichkeiten sehr einschränkt. Die Produktion von Colmar soll auf Standorte in Deutschland, Spanien und Polen verteilt werden. In Deutschland profitiert Rottweil davon, wo bisher mehrheitlich für die konjunkturabhängigeren Nutzfahrzeuge produziert wurde. Der Pkw-Anteil des Rottweiler Umsatzes wird daher tendenziell steigen.
Prognosen gehen davon aus, dass bis 2020 kein Wachstum in Westeuropa zu erwarten ist. Da weiter Produktivitätsfortschritte erzielt werden, müssten Ihre Kapazitäten auf Sicht zu hoch sein.
Sie haben recht. Deshalb werde ich auch nicht sagen, dass bis 2020 alle unsere Werke sicher sind. Wir haben aber keine Pläne in der Schublade, irgendwelche Werke zu schließen. Auch das Industriegeschäft läuft derzeit nicht so, dass man in Jubelarien verfallen könnte. Der Industriebereich tut sich mindestens so schwer wie das Autogeschäft.
Und das trifft ihr Werk Markgröningen?
In Markgröningen machen wir Komponenten für große Motoren wie Schiffsdiesel. Der Schiffsbau läuft nicht gut, das Werk ist schwächer ausgelastet als in den vergangenen Jahren. Auch die Kleinmotoren für Rasenmäher oder Motorsägen machen uns derzeit Sorgen. Deshalb versuchen wir am Standort neues Geschäft anzusiedeln. Es laufen Projekte an, dass dort künftig Produkte für Motorräder gefertigt werden. In diesem Freizeitbereich laufen die Geschäfte gut. Im Moment sieht es ganz positiv aus, dass wir in Markgröningen eine gewisse Kompensation schaffen.
Machen wir einen Schnitt und kommen zur Elektromobilität. Sie haben das Elektroauto stets in der Nische gesehen. Hat sich diese Einstellung nach der jüngsten Branchenmesse IAA verändert? Da wurden ja etliche neuen Modell vorgestellt.
Ja, aber es wird hochspannend zu sehen, wie sich der neue BMW i3 auf dem Markt schlägt. Aber das ist keine Frage der nächsten zwölf Monate, sondern der nächsten vier, fünf Jahre. Es dürfte kein Problem sein, 40 000 Fahrzeuge in den ersten zwölf Monaten von diesem rein elektrischen Fahrzeug abzusetzen. Aber ich bleibe dabei: Die nächsten Jahrzehnte gehören noch den optimierten Verbrennungsmotoren mit Direkteinspritzung und Turboaufladung. Außerdem halte ich die Plug-in-Hybrid-Technologie für die deutlich bessere Lösung. Da bekommen sie das Beste aus zwei Welten. Das lokal emissionsfreie Fahren und die lange Reichweite des Verbrennungsmotors: ein voll alltagstaugliches Auto also ohne Einschränkungen.