Vor dem Spiel in der Europa League bei Steaua Bukarest spricht der VfB-Mittelfeldspieler Martin Harnik über die Perspektiven des Teams und sein Verhältnis zum FC Liverpool.

Stuttgart – Am Donnerstagabend tritt der VfB Stuttgart in der Europa League bei Steaua Bukarest an – mit dem Mittelfeldspieler Martin Harnik, der sich zu einer Führungsfigur entwickelt hat. In dieser Rolle war er auch Mitinitiator der Krisensitzung Ende September, auf der sich die Mannschaft wieder zusammengerauft hat.
Herr Harnik, in den letzten Minuten der Partie am Samstag in Mönchengladbach haben Sie sich noch ein Wortgefecht mit William Kvist geliefert. Um was ist es da gegangen?
Um nichts Schlimmes. Wir standen zum Schluss unter Druck und haben ein Ventil gebraucht. William ist ein Spieler, der eher defensiv denkt – und ich denke eher offensiv. Darüber haben wir uns ausgetauscht.

Wer hat sich durchgesetzt?
(Lacht) Das war überhaupt nicht das Thema. Fußball ist ein Männersport. Da geht es dann auch mal zur Sache. Hauptsache, es führt letztlich zum Erfolg. Und nach dem Schlusspfiff sind wir uns sowieso wieder in den Armen gelegen. Da war alles vergessen.

Zeigt diese Geschichte nicht vielleicht sogar, dass die Mannschaft wieder lebt?
Sie war nie tot.

Aber auf der Intensivstation – bis zum 2:0-Sieg am 29. September in Nürnberg. Kurz zuvor hat eine Mannschaftssitzung ohne Trainer stattgefunden. War das die Initialzündung für die Wende?
Ganz so weit würde ich jetzt zwar nicht gehen, aber es war schon wichtig, dass wir uns ausgesprochen haben. Schließlich standen wir richtig schlecht da. So musste etwas passieren. Es konnte ja nur besser werden.

Wie lief die Sitzung ab?
Wir machten uns ungefähr eine Stunde lang bewusst, dass die Situation ziemlich brenzlig ist, und sagten, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Das hat uns die Augen geöffnet. Wir mussten unbedingt aus dem gefährlichen Trott herauskommen und uns neu besinnen. Insgesamt war es ein Gespräch zum Aufwachen.

Danach lief es gleich viel besser. Ist Fußball so einfach?
Wir haben die Sitzung auf jeden Fall mit dem Ergebnis beendet, dass wir ab sofort wieder alle an einem Strang ziehen müssen. Das war auch das, was wir uns zuvor davon versprochen hatten. Das Ganze zählt, der Einzelne hat sich da unterzuordnen.

Wer hatte denn die Idee mit der Sitzung?
Der Impuls kam aus dem Mannschaftsrat. Wir wollten ein Signal setzen – und es war zum Glück dann ja auch nicht vergeblich.

Wurde auch über den Trainer Bruno Labbadia gesprochen, der in der Kritik stand?
Mit keiner Silbe. Wir waren uns immer einig, dass wir auf allen Positionen gut besetzt sind – auch im Trainerteam.

Der eklatante Fehlstart in die Saison ließ bei Ihnen keine Zweifel aufkommen?
Nein.

Warum nicht?
Weil ich immer wusste, was wir spielerisch draufhaben. Aber Fußball ist nun mal auch eine Kopfsache. Das hat man bei uns gemerkt. Die unglückliche Auftaktniederlage gegen Wolfsburg versetzte uns einen Knacks. Es folgte die Pleite gegen Bayern – harte Schläge, von denen wir uns erst mal erholen mussten.