Sie stellen sich also auf die Opposition ein.
Wenn die SPD dieses Land sozialer machen wollte, könnte sie auf unsere Unterstützung setzen. Aktuell gehe ich von Opposition aus, was man aber nicht mit „einflusslos“ gleichsetzen sollte. Im Gegenteil, ich bin überzeugt, dass die zukünftige Politik nicht so sehr davon abhängen wird, ob CDU, SPD, FDP und Grüne die Bundesregierung stellen, weil sie sich inhaltlich ja kaum noch unterscheiden. Viel wichtiger wird sein, wie stark die Linke abschneidet, denn davon hängt ab, ob sich die Regierung traut, die Kosten der Krise auf die kleinen Leute abzuwälzen.

Wo verläuft denn die Grenze zu einem starken Wahlergebnis von Ihnen?
Aktuell liegen wir in Umfragen zwischen sieben und acht Prozent. Da sollte noch etwas dazukommen.

Werden solche Hoffnungen auch beflügelt, weil sich die Piratenpartei selbst zerlegt hat?
Für uns waren die Piraten nie die große Herausforderung. Ein viel größeres Problem für uns ist, dass diejenigen, denen es nicht gut geht, in immer größerer Zahl den Wahlen ganz fernbleiben, weil sie das Gefühl haben, mit ihrer Stimme nichts zu bewirken. Gerade ihnen müssen wir deutlich machen, wie wichtig eine starke soziale Opposition ist. Es ist kein Zufall, dass die Agenda 2010 in einer Zeit durchgesetzt wurde, als es keine linke Partei im Bundestag gab. Wer keine Agenda 2020 will, muss die Linke stärken.

Wie lange hält denn die Ruhe in der Partei an, die seit der Wahl des neuen Führungsduos erreicht ist?
Es ist nicht nur ruhig geworden, wir haben auch ein sehr gutes Wahlprogramm erstellt. Wir wollen ordentlich bezahlte Vollzeitjobs statt Niedriglöhnen und Befristungen, wir wollen Menschen bis 6000 Euro Monatseinkommen steuerlich entlasten und Millionäre zur Kasse bitten. All diese Positionen waren nie strittig in der Partei.

Was hat die neue Parteiführung aber konkret erreicht?
Sie hat die verschiedenen Richtungen zusammengeführt und das Gemeinsame wieder in den Vordergrund gerückt. Das oft kolportierte Bild einer zerstrittenen Partei ist Vergangenheit.

War es richtig – im Blick auf die Attraktivität für Westwähler –, dass Oskar Lafontaine auf eine bundespolitische Rolle verzichtet?
Lafontaine bleibt ein herausragender Politiker der Linken, der sich auch im Wahlkampf für uns engagieren wird.