Wie halten Sie es mit ehemaligen NPD-Mitgliedern, die in die Partei wollen?
Eine Infiltrierung der Piraten durch Rechtsextremisten halte ich für ausgeschlossen, dafür ist unsere Arbeitsstruktur viel zu transparent. Wenn es um den Beitritt ehemaliger NPD-Mitglieder geht, dann muss man sich den Einzelfall anschauen. Wenn es jemand ist, der sich begründet und nachvollziehbar von seiner Vergangenheit gelöst hat, dann sehe ich keinen Grund, ihn nicht aufzunehmen.

In Umfragen liegen die Piraten oberhalb zehn Prozent. Aber nur ein Viertel der Wahlwilligen will die Piraten wegen ihrer Inhalte wählen – dem Rest geht es um Frust über die anderen Parteien. Ist es also ziemlich egal, wofür die Piraten inhaltlich stehen?
Das ist es überhaupt nicht. Weit mehr als zwei Drittel derjenigen, die sagen, dass sie uns aus Protest wählen, sagen auch, dass sie unseren transparenten, basisdemokratischen Politikstil wollen. Das ist also eine positive Protestwahl.

Nach den Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen könnte die Frage kommen, ob Sie mitregieren wollen. Sind Sie dazu bereit und in der Lage?
Ich kann mir das auf längere Sicht vorstellen, im Moment eher noch nicht. Es ist immer schwierig, sich in eine parlamentarische Arbeit und eine Regierungsarbeit hineinzufinden. Beides gleichzeitig kann die Piraten überfordern. Ich glaube allerdings, dass sich die Frage jetzt gar nicht stellen wird. In Kiel wie Düsseldorf können sich – Stand jetzt – auch ohne die Piraten neue Regierungen bilden.

Aber im Fall der Fälle könnte es sich durchaus lohnen, mal bei Ihnen anzuklopfen?
Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, wenn sich eine Konstellation entwickelt, in der wir viele unserer Inhalte umsetzen können, dann sollten wir die Chance zum Regieren ergreifen.

Wie muss man sich denn Koalitionsverhandlungen mit den Piraten vorstellen?
Als schwierig. Die Verhandlungen müssten zum größten Teil öffentlich sein. Es müsste die Möglichkeit geben, dass die Partei während der Verhandlungen laufend abstimmen kann. Und der Koalitionspartner müsste akzeptieren, dass wir Gegner einer strikten Fraktionsdisziplin sind – dass also später auch Abstimmungen über die Koalitionsgrenze hinweg zulässig sind.

Sie sind früher in der CDU gewesen. Ist auch die Union für Sie ein potenzieller Partner?
Ach Gottchen, ich möchte mich eigentlich nicht auf einzelne Parteien einlassen. Mit der CDU gibt es viele grundsätzliche Differenzen – Stichwort: Vorratsdatenspeicherung. Da wäre ein Konsens sicherlich besonders schwer zu finden.

Sollten die Piraten 2013 mit einem Spitzenkandidaten in den Wahlkampf ziehen?
Es gibt den Vorschlag, dass alle 16 Landesverbände mit Spitzenkandidaten antreten – aber dass es keine Spitzenfunktion im Bund gibt. Das ist doch eine ganz sinnvolle Lösung.

Und die 16 Kandidaten balgen dann darum, wer in die Talkshows darf?
Bei uns ist im Moment seltener die Frage, wer in eine Talkshow gehen darf, als die Frage, wer hingehen muss.