Sie leben jetzt in Paris. Warum diese Stadt?
Amsterdam ist toll, aber Paris ist noch toller. Dort gibt es so viel Kultur. Und ich merke, dass es mir gut tut, mich mit Leuten zu umgeben, die gerne lesen und sich für Kultur interessieren. In Paris habe ich das Gefühl, dass ich von den Menschen lernen kann. Und natürlich das Essen! Es gibt viele Gründe. Ich habe mit meinem Leben in Amsterdam auch nicht abgeschlossen, mit dem Zug sind es ja nur drei Stunden.

Sie arbeiten als Schriftstellerin. Woran schreiben Sie gerade?
Zur Zeit schreibe ich leider nicht so viel. Allerdings habe ich schon eine neue Geschichte im Kopf. Aber ich möchte nicht mehr schreiben, nur um etwas zu veröffentlichen. Den Fehler habe ich mit meinem zweiten Buch gemacht. Damals wollte ich unbedingt davon leben. Jetzt denke ich, wenn ich nicht davon leben kann, dann mache ich eben noch einen Job nebenher. Ich möchte nur noch Geschichten schreiben, die mich wirklich berühren und die raus müssen. Vielleicht gibt es also nur noch alle vier oder fünf Jahre ein Buch von mir.

Viele Menschen in Ihrer Situation hätten Angst vor der Zukunft. Wie ist das bei Ihnen?
Mit 25 Jahren war mir das total egal. Heute weiß ich, dass ich Mutter werden möchte. Ja, manchmal mache ich mir Sorgen und ich frage mich, wie ich das alles schaffen soll. Als Schriftstellerin ist die berufliche Zukunft aber nun einmal unsicher. Aber wirkliche Angst habe ich nicht. Ich sehe es so: wenn es mit dem Schreiben nicht mehr klappt, dann mache ich eben etwas anderes. Ich habe ja auch das Schreiben ziemlich spontan für mich entdeckt. Vielleicht habe ich ja noch andere Qualitäten, von denen ich bisher nichts wusste.

Sie haben während Ihrer Therapie damit angefangen, ein Blog zu schreiben. Wie hat Ihnen das geholfen?
Es war ein guter Zeitvertreib, ich hatte endlich etwas zu tun. Es war eine merkwürdige Situation: einerseits hatte ich wegen meiner Krankheit vielleicht nicht mehr viel Zeit, andererseits vergeht die Zeit im Krankenhaus aber sehr langsam. Mir gingen viele Gedanken im Kopf herum: Vielleicht stirbst du ja bald, du musst deine Zeit also gut nutzen. Das Schreiben war für mich ein Weg, um wieder in der normalen Welt existieren zu können. Das war gut. Ich habe sogar etwas Geld damit verdient. Und es war noch etwas anderes: In dem Moment, in dem man Gefühle und Gedanken in Worte fasst, lässt man sie raus. Und das erleichtert einen, weil man loslassen kann. Das habe ich damals gar nicht begriffen, erst später.