Exklusiv Südwestmetall-Chef Stefan Wolf verlangt niedrigere Löhne und will keine Zugeständnisse bei den Werkverträgen machen. Drastisch warnt er vor einer rot-grünen Bundesregierung.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Stuttgart – - Im Streit um niedrigere Löhne für einfache Arbeiten zeigt sich die IG Metall gesprächsbereit – wenn die Arbeitgeber Zugeständnisse bei den Werkverträgen machen. Diesen Handel lehnt Südwestmetall aber noch ab.
Herr Wolf, die deutsche Wirtschaft sei wieder in Sektlaune, vermelden die Agenturen – weil das Ifo-Konjunkturbarometer auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren gestiegen ist. Wo also ist der Sekt?
Wir haben die Talsohle durchschritten. Im ersten Halbjahr war es noch schwierig, da haben uns aber Märkte wie die USA und Asien ganz gut getragen. Europa leidet zwar extrem unter der Eurokrise. Der Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt jedoch, dass die Erwartungen immer positiver ausfallen. So hoffen auch wir, dass es im zweiten Halbjahr wieder anzieht. Vielleicht reicht es also für ein kleines Schlückchen Sekt.
Volle Auftragsbücher, hohe Auslastung – so bleibt Deutschland bleibt die Lokomotive der europäischen Wirtschaft?
Absolut. Ich denke, dass wir 2014 noch ein weiteres Anziehen sehen werden. Das brauchen wir auch. Die Unternehmen tragen noch schwer an der Krise 2008/09, wo teilweise die Eigenkapitalquoten zusammengeschmolzen sind. Diese müssen erst wieder aufgefüllt werden.
Trotz guter Lage der Unternehmen wächst aber der Druck in Ihren Reihen, Produktionsarbeit immer billiger zu machen?
In der Metall- und Elektroindustrie sind wir in vielen Bereichen zu teuer. Schon in der untersten Entgeltgruppe I, die kaum noch jemand hat, liegen wir bei 2075 Euro Grundentgelt. Das ist deutlich höher als die Einstiegsgehälter in anderen Berufen wie Rechtsanwaltsfachangestellter, Arzthelferin, Verkäufer im Einzelhandel. Praktisch fangen bei uns viele Facharbeiter bei 3000 Euro an, manche Ingenieure bei 4000 Euro und mehr. Die Leute leisten gute Arbeit, doch ist dieses Niveau im internationalen Vergleich sehr hoch. Die Einstiegsgehälter in Ländern wie Spanien, Italien oder in den USA zeigen, dass wir uns auch von der globalen Entwicklung ein bisschen abgekoppelt haben. Wie viele ausländische Unternehmen siedeln sich noch in Deutschland an? Praktisch null. Also müssen wir das Land für Investoren attraktiver machen.
Daimler sieht seine Wettbewerbsfähigkeit wegen der hohen Löhne bedroht. Wie wird das in der Breite der Unternehmen betrachtet?
Das ist die Hauptsorge vieler Mitglieder, dass die Arbeit immer teurer wird. Auch kleinere und mittlere Unternehmen aus dem Zulieferbereich oder dem Maschinenbau können weitere Steigerungen nicht mehr stemmen. Im Durchschnitt haben wir in der Industrie eine Rendite von drei bis vier Prozent. Etliche liegen darunter: Zulieferer. Wir brauchen einfache Produktionsarbeitsplätze auch langfristig, aber die müssen finanzierbar sein.