Der VfB-Verteidiger Maza spricht über sein mexikanisches Lebensgefühl in Stuttgart und sein Abhärtungsprogramm in kurzen Hosen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Er ist als unbekannter Spieler für die Innenverteidigung verpflichtet worden. Doch in nur elf Bundesligaspielen hat sich Maza einen Namen beim VfB gemacht. Der 30-Jährige gilt als Konstante in der Stuttgarter Abwehrreihe.

 

Maza, kennen Sie den Mythos des Bermudadreiecks?

Ich habe davon gehört. Dort, im Atlantik, sollen auf unerklärliche Weise immer wieder Schiffe verschwinden.

Nun scheint es in Stuttgart ein neues Bermudadreieck zu geben: zwischen Serdar Tasci, William Kvist und Ihnen. Dort verschwinden Stürmer. Haben Sie eine Erklärung?

Das ist nett. Aber ich glaube, dass unsere Defensivleistung nicht nur mit Serdar Tasci, William Kvist oder mir zu tun hat. Die ganze Mannschaft arbeitet gut defensiv wie auch offensiv. Wir wissen sehr gut, dass wir als Kollektiv funktionieren müssen. Das ist unser Schlüssel zum Erfolg.

Ist es auch eine Frage der Erfahrung?

Die Erfahrung spielt natürlich eine Rolle, auch die Spielintelligenz. Aber in erster Linie kommt es darauf an, auf den Platz zu gehen und den Willen zu zeigen, dort auch für die Mannschaft sterben zu wollen, wie wir in Mexiko sagen. Und bei uns zeigt die ganze Mannschaft diesen Willen.

Und das Zusammenspiel klappt, ohne die deutsche Sprache perfekt zu beherrschen?

Es ist nicht so, dass ich noch gar nichts auf Deutsch kann. Ich habe schnell die ersten Fußballvokabeln gelernt, um auf dem Platz kommunizieren zu können. Nun kommt es darauf an, das Gelernte auch anzuwenden - und das tue ich innerhalb des Teams.

Oder ist es einfach so, dass es auf dem Platz eine internationale Sprache gibt, die jeder Spieler versteht?

Natürlich hilft einem auch da die Erfahrung. Und zur Not geht es ja auch mit Händen und Füßen. Serdar Tasci und ich haben uns schnell aneinander gewöhnt. Jetzt wird es noch besser, weil jeder immer besser weiß, wohin der andere läuft. Diese Abstimmung klappt auch mit den Außenverteidigern ganz gut. Die Kommunikationskette läuft nun so: Sven Ulreich dirigiert uns vom Tor aus, wir geben das an die Mittelfeldreihe weiter, und die wiederum weist die Stürmer an.

"Hier in Stuttgart sind wir sehr gut betreut"

Werden Sie der Elf noch mehr helfen können, wenn Sie besser Deutsch sprechen?

Das wird der Mannschaft helfen, aber auch mir persönlich.Ich versuche, mich dem Neuen nicht zu verschließen.

Das erinnert an Ihre mexikanischen Vorgänger beim VfB Stuttgart, an Pavel Pardo und Ricardo Osorio. Auch sie waren stets aufgeschlossen.

Das ist wohl etwas typisch Mexikanisches. Zumindest, was die jüngere Generation betrifft. Früher waren die Mexikaner sehr zurückhaltend, fast schüchtern. Doch das hat sich geändert. Die neue Generation ist selbstbewusst und neugierig. Das liegt auch an den sportlichen Erfolgen. Kein mexikanischer Fußballer fürchtet sich mehr davor, ins Ausland zu wechseln.

Sie haben drei Jahre lang beim PSV Eindhoven in den Niederlanden gespielt. Helfen Ihnen Ihre Holländischkenntnisse jetzt?

Ehrlich gesagt, ich spreche kaum Holländisch. Ich hatte dort keinen Sprachunterricht wie hier. Dort wurde ich einfach ins kalte Wasser geworfen. Vielleicht hat noch einer hinterhergerufen: Schwimm!

Das heißt, die Anpassung hat dort wesentlich länger gedauert?

Zweifellos. Ich hatte anfangs einige Schwierigkeiten, weil wir in Eindhoven ziemlich auf uns allein gestellt waren. Hier in Stuttgart sind wir sehr gut betreut. Deshalb verspüre ich hier auch eine große Ruhe.

Und Ihrer Familie gefällt es hier auch gut?

Auf jeden Fall. Meine Frau ist mit den drei Kindern vor wenigen Wochen endlich nach Stuttgart gekommen. Und der Anpassungsprozess läuft bislang reibungslos.

An das europäische Klima haben Sie sich offenbar auch gewöhnt. Sie trainieren noch kurzärmelig und in kurzen Hosen.

Stimmt, andere tragen schon Wollmützen. Aber bei Papas (der Konditionstrainer Christos Papadopoulos, Anmerkung der Redaktion) Aufwärmprogramm wird einem schon schnell heiß. Ich glaube, dass wird auch so sein, wenn es mal schneit.

"Mir gefällt das Gewinnen"

Aber geht nun Ihr heiteres Lebensgefühl verloren, wenn die Temperaturen fallen?

 Nein, niemals. Es kann zwar sein, dass ich auch einmal mit dem falschen Bein aufstehe, aber unsere Fröhlichkeit und den Optimismus tragen wir immer vor uns her. Da kann die Sonne scheinen, es regnen oder schneien.

Auch das erinnert an Pavel Pardo und Ricardo Osorio.

Das sind zwei große Spielerpersönlichkeiten, und ich möchte mich gar nicht mit den beiden vergleichen. Meine Art ist es einfach, die Dinge seriös anzugehen und dabei den Spaß nicht zu vergessen.

Trotzdem: als Pardo und Osorio 2006 hier ankamen, gaben sie als Ziel an, Titel gewinnen zu wollen. Dafür wurden sie belächelt. Doch am Ende gingen sie als strahlende Meisterspieler. Ist das jetzt auch möglich?

Ich kann keine Titel versprechen oder dass wir es in die Champions League schaffen. Aber es ist klar, dass auch mir das Gewinnen gefällt. Die Mannschaft verfügt jedenfalls über Qualität. Sie beherrscht das Spiel mit und ohne Ball, tritt kompakt auf, hat Spaß im Training. So wächst sie zusammen. Wenn wir weiter hart arbeiten, dann können wir sicher noch vieles erreichen.

Es geht also nur noch um die Feinheiten?

Nein, wir machen sicher noch zu viele leichte Fehler. Aber es fehlen ja auch noch einige starke Spieler wie Matthieu Delpierre oder Georg Niedermeier.

Beides Innenverteidiger wie Sie. Beunruhigt Sie das nicht?

Das kümmert mich nicht wirklich. Ich mache meine Arbeit und wünsche mir, dass diese Spieler bald zurückkehren, damit die Mannschaft noch stärker wird.

Der Familienmensch

Persönlich Maza heißt mit richtigem Namen Javier Francisco Rodríguez Pinedo. Der Künstlername ist eine Abkürzung seines Geburtsortes Mazatlán. Seit Anfang September lebt "der Familienmensch" (Maza über Maza) mit seiner Frau und den drei Kindern Axel, Johann und Hannah in einem Stuttgarter Vorort.

Sportlich Bisher hat Maza 61 Länderspieleinsätze für das mexikanische Nationalteam absolviert. Dabei erzielte der Abwehrspieler ein Tor. Am Sonntag fliegt der 30-Jährige in seine Heimat, um am nächsten Freitag ein Freundschaftsspiel gegen Serbien zu bestreiten.