Die Rolle im umstrittenen EnBW-Deal von Dirk Notheis macht Morgan Stanley zunehmend Probleme. Schadenersatzforderungen plagen das Geldinstitut – das offiziell die Vorgehensweise beim EnBW-Geschäft als üblich bezeichnet.

Frankfurt - Mit offiziellen Kommentaren hält man sich in der Branche zurück. Doch wer in diesen Tagen mit Investmentbankern in Frankfurt spricht, der gewinnt schnell den Eindruck, dass keiner von ihnen in der Haut von Dirk Notheis stecken möchte. Der Chef von Morgan Stanley Deutschland, der sich seit Ende Juni in einer unbefristeten „Auszeit“ befindet, hat den ohnehin schon angeschlagenen Ruf der Investmentbanker weiter geschädigt. Die jetzt laufenden Ermittlungen wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue bei dem Rückkauf der EnBW-Anteile können nach Einschätzung der Branche nicht nur für Notheis persönlich, sondern auch für Morgan Stanley weit reichende Folgen haben.

 

Auch Schadenersatzforderungen drohen

Das eine sind die von der baden-württembergischen Landesregierung angekündigten möglichen Schadenersatzforderungen, wenn Notheis verurteilt werden sollte. Viel schlimmer aber sei der Imageschaden für die Bank, meinen Beobachter. Nicht zuletzt durch die guten Kontakte des ehrgeizigen Investmentbankers Notheis hat sich Morgan Stanley in Deutschland in den vergangenen Jahren viele lukrative Geschäfte sichern können und lag im ersten Halbjahr hinter der Deutschen Bank auf dem zweiten Platz im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen.

Der 69-jährige Interimschef und Aufsichtsratsvorsitzende Lutz Raettig muss nun auch das verlorene Vertrauen zurückgewinnen. Offiziell verteidigt die Bank die Vorgehensweise bei dem EnBW-Geschäft als üblich. Notheis-Kollege Hanns Christoph Siebold hatte den Rechnungsprüfern vorgeworfen, sie hätten „offenbar bewusst“ die bekannten und veröffentlichten Informationen zur Bewertungsarbeit von Morgan Stanley unberücksichtigt gelassen. Gleichzeitig ist die Bank aber auch bemüht, die Behörden bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. So wurden schon vor der Durchsuchung der Büroräume und des Privathauses von Notheis wesentliche Unterlagen, einschließlich des E-Mail-Verkehrs zur Verfügung gestellt. Und Raettig räumte im kleinen Kreis ein, dass er wohl besser Notheis gestoppt hätte.