Der Heulieferant und der Tierarzt bewegen sich nach wie vor auf rechtlichen Abwegen, wenn sie sich auf den Weg zur Birkacher Jugendfarm machen. Bisher haben die städtischen Ämter keine Lösung für das Zufahrtsproblem gefunden.

Birkach - Nein, nein, und nochmals nein. Heike Fiestas kann im Zusammenhang mit der Diskussion um die Zufahrt zur Jugendfarm Birkach nur Verneinungen aussprechen. Auf den Bau einer neuen Zufahrt warte die Jugendfarm bisher vergeblich. Die Zulieferer stünden nach wie vor nicht auf der rechtlich abgesicherten Seite, wenn sie den einzigen Weg zur Jugendfarm mit dem Auto befahren. Und nein, ihr als Vorsitzende der Jugendfarm gefalle das überhaupt nicht.

 

Das Problem zufällig entdeckt

Seit 2013 schon bewegen sich alle, die sich im Auto oder im Lieferwagen auf den Weg zur Jugendfarm machen, in einer rechtlichen Grauzone (wir berichteten). Damals hatten Mitarbeiter der Stadt bei einem Außentermin an der Aulendorfer Straße zu einem anderen Thema festgestellt, dass die Zufahrt zur Jugendfarm nur eine vermeintliche ist. Denn eigentlich handelt es sich bei dem Weg um einen Teil eines Radwegs rund um die Landeshauptstadt. Aus Sicherheitsgründen dürfen Kraftfahrzeuge einen solchen Weg nicht befahren. Doch die Birkacher Jugendfarm hat keine andere Zufahrt, über die zum Beispiel der Tierarzt zur Farm gelangen oder für die verschiedenen Tiere Heu angeliefert werden könnte.

Das Dilemma für die Jugendfarm ist aber noch größer. Denn so einfach ist es nicht, eine neue Zufahrt zu bauen, die den bisher genutzten Teil des Radwegs überflüssig machen würde. Die umliegende Gegend ist ein Landschaftsschutzgebiet. Will die Stadt in einem solchen bauen, muss sie an anderer Stelle durch Aufforstungen einen Ausgleich schaffen. Im vergangenen Jahr haben sich vom Tiefbauamt beauftragte Gutachter damit beschäftigt, wie und wo solche Aufforstungen realisiert werden könnten. Das Ergebnis ihrer Arbeit liegt seit dem vergangenen Herbst dem Stuttgarter Amt für Umweltschutz vor. Doch da ruht es bis heute in der Schublade.

Die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel hatte beim Neujahrsempfang ihren Unmut darüber geäußert, dass auch im neuen Jahr keine neue Zufahrt für die Jugendfarm in Sicht ist. Lindel will wissen, dass das städtische Amt für Umweltschutz im Moment personell schlecht besetzt sei. „Darin sehe ich den Grund dafür, dass sich nichts tut“, sagt die Bezirkschefin.

Kontrollen müsse keiner fürchten

Sven Matis, der Sprecher der Stadt, kündigt dagegen an, dass Anfang Februar eine Stellungnahme des Amtes für Umweltschutz vorliegen könnte. Sicher sei das gleichwohl nicht. Andrea Lindel will nicht mutmaßen, was passieren würde, wenn das Umweltschutzamt die von den Gutachtern formulierten Vorschläge ablehnend bescheiden würde oder wie dann eine mögliche Lösung für die legal unerreichbare Jugendfarm aussehen könnte. „Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt bloß Spekulation“, sagt sie.

Heike Fiestas ist zumindest froh, dass ihre Zulieferer und die Tierärzte die Situation bisher gelassen nehmen. „Sie kommen immerhin alle noch zu uns“, sagt sie. Die Mitarbeiter der Jugendfarm seien dagegen vorsichtiger, sagt sie. Obwohl ein Sprecher der Stadt im vergangenen Jahr versichert hat, dass niemand Kontrollen fürchten muss, gehen die Jugendfarmmitarbeiter lieber kein Risiko ein. Sie würden ihre Fahrzeuge außerhalb abstellen und zu Fuß zur Jugendfarm gehen, berichtet Heike Fiestas. Das Team von der Jugendfarm geht eben lieber zu Fuß durch die rechtliche Grauzone.