Mit ihrem Rüssel können Elefanten fest zupacken, aber auch ganz gefühlvoll nach Dingen greifen. Jetzt sind Wissenschaftler dem Geheimnis des genialen Universalwerkzeugs der Dickhäuter auf die Schliche gekommen.

Stuttgart - Im Zoo hast Du vielleicht schon mal beobachtet, was Elefanten alles mit ihrem Rüssel anstellen. Sie können damit große und schwere Gegenstände wie einen Baumstamm bewegen, aber auch ganz kleine Dinge wie Erdnüsse aufsammeln. Praktischerweise eignet sich der rund zwei Meter lange Schlauch auch zum Ansaugen und Verspritzen von Wasser. So können sich die Tiere an heißen Tagen erfrischen. Amerikanische Forscher haben jetzt herausgefunden, warum Elefanten mit ihrem starken Rüssel auch ganz sachte zugreifen können. Dazu haben sie die Elefantendame Kelly im Zoo der Stadt Atlanta beobachtet.

 

Der Trick liegt in einer Art Knick: Elefanten können den unteren Teil ihres Rüssel unabhängig vom Rest abwinkeln. Damit entsteht ein kleines und leichtes Werkzeug. „Elefanten sind überraschend zart“, sagt einer der Forscher, die Kelly auf den Rüssel geschaut haben. Sie boten der Elefantin unterschiedliche Nahrung an: gemahlene Kleie, Kleiewürfel, Rübenwürfel und Selleriewürfel. Kleie besteht aus den Schalen von Getreidekörnern und ist sehr leicht. Das Futter lag auf einem Spezialtisch, mit dem die Forscher messen konnten, wie viel Druck Kelly mit dem Rüssel ausübte. Dabei zeigte sich, dass sie die kleinen Futterhäppchen äußerst vorsichtig behandelte. Menschen, die mit verbundenen Augen nach Gegenständen greifen, drücken doppelt so fest wie die Elefantin, sagen die Forscher.

Auch Ingenieure interessieren sich für den Rüssel der Elefanten, der sich während der Evolution aus Nase und Oberlippe entwickelt hat. So hat die Esslinger Firma Festo 2010 einen biegsamen Roboterarm vorgestellt, der sich ähnlich wie ein Elefantenrüssel bewegen lässt. Damit könnten Maschinen auch empfindliche Gegenstände greifen und etwa in ein Auto einbauen. Damit der Roboterrüssel weiß, was er tun soll, haben Forscher der Universität Bielefeld ein schlaues Computerprogramm entwickelt. Nun braucht man den Rüssel nur an die Hand zu nehmen und die gewünschten Bewegungen auszuführen – und schon kann er sie nachmachen. Ein Elefant weiß dagegen auch ohne Anleitung, wie er seinen Rüssel bewegen kann.