Wenn in Film und Theater Blut spritzt, dann kommt es oft von einer Firma aus Berlin

Stuttgart - Vor 60 Jahren kam „Frankensteins Fluch“ in die Kinos. Er gilt als erster Horrorfilm, der Blut in Farbe zeigt. Kinder von heute finden den Streifen wahrscheinlich nicht einmal besonders gruselig. Würde ihn ein Regisseur heute nachdrehen, käme das künstliche Blut vermutlich von Kryolan. Die Berliner Firma lässt Schusswunden in Hollywood oder Blutbäder auf Theaterbühnen täuschend echt aussehen und gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Kunstblut. In kleine Fläschchen und größere Kanister wird der rote Saft abgefüllt. Wer es besonders blutig braucht, bestellt einen 1000-Liter-Tank.

 

„Es darf nicht nach Blut riechen“, sagt Betriebsleiter Lorenz Koch. Was seine Firma verkauft, duftet leicht fruchtig – ein bisschen wie Himbeer- oder Erdbeerbonbons. Ganz anders als echtes Blut. Hätte die Flüssigkeit den unangenehm-metallischen Geruch des Originals, würden wohl etliche Schauspieler umkippen. Fürs Theater darf Kunstblut nicht zu dünn sein, für die Filmkameras nicht zu dick. Es gibt „internes Blut“, das sich Mordopfer aus dem Mund laufen lassen. „Externes Blut“ wird gebraucht, um – aus einem Beutel platzend – einen Durchschuss vorzutäuschen. Für Spezialfälle hat Kryolan auch hellrot leuchtendes und rotbraunes Blut im Sortiment.

Manchmal muss das Kunstblut auswaschbar sein – wichtig für Theaterstücke, bei denen der Arztkittel bei der nächsten Vorstellung wieder weiß sein soll. Es gibt blaues Blut für Aliens und dunkelbraunes für besonders eklige Horrorfilme. Kunstblut besteht unter anderem aus Wasser, Verdickungmitteln wie Stärke, Cellulosegummi oder Gelatine, und – nicht zu vergessen – verschiedenen Farbstoffen. Als Farbgeber dient zum Beispiel Eisenoxid – besser bekannt als Rost.

Die Nachfrage nach Kunstblut habe trotz Computer-Effekten nicht nachgelassen, sagt Koch. Mehrere Hundert Liter pro Film gelten in bestimmten Kreisen nicht als ungewöhnlich. Auf die Spitze treiben es brutale Streifen wie „Braindead“ (1992) des „Herr der Ringe“-Regisseurs Peter Jackson oder Quentin Tarantinos „Kill Bill: Volume 1“ aus dem Jahr 2003. Aber das sind nun wirklich keine Filme für Kinder.