Die Kinos verzeichnen die schlechteste Bilanz seit Jahrzehnten. Trotzdem steigen die Eintrittspreise weiter. Ein Lichtblick gibt es dennoch: Deutsche Filme laufen teilweise sehr gut.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Solche Hitlisten sehen deutsche Filmförderer gerne. Gleich vier Produktionen, die mit deutschem Geld auf die Leinwand gebracht wurden, schafften es im ersten Halbjahr in die Top 10 der Besucherstatistik der Filmförderanstalt (FFA) in Berlin. Mit 2,6 Millionen verkauften Karten liegt die Literaturverfilmung „Der Medicus“ von Philipp Stölzl sogar an der Spitze. Auch „Vaterfreuden“ (2,3 Millionen), „Fack Ju Göhte“ (1,5 Millionen) und „Stromberg - Der Film“ (1,3 Millionen) konnten im Wettbewerb gegen die erfolgreichsten Hollywood-Produkte  wie „The Wolf of Wall Street“ und „Rio 2“ bestehen.  

 

Und noch eine gute Nachricht: Mit fast 32 Prozent liegt der Marktanteil deutscher Filme so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Knapp 18 Millionen Besucher wollten eine der 105 hiesigen Produktionen sehen, die bis Ende Juni in die Kinos kam. Allerdings sahen allein gut 7 Millionen Gäste einen der vier genannten Besuchermillionäre. Das bedeutet: Die restlichen 100 Neustarts verkauften zusammen kaum mehr als 10 Millionen Tickets, also kamen im Schnitt gerade mal 100 000 Besucher pro Film.

Schlechtester Kartenverkauf seit 1992

Damit beginnen die schlechten Nachrichten. So erfreulich die Bilanz der deutschen Filme ist, so trostlos ist das Gesamtergebnis. Denn insgesamt  wurden von Januar bis Juni nur etwas mehr als 56 Millionen Kinokarten verkauft, ein Rückgang um 10 Prozent und so wenige wie seit 1992 nicht mehr. Auch der Umsatz brach um fast ein Zehntel auf knapp 451 Millionen Euro ein. Das sei „nicht zufriedenstellend“, räumt FFA-Chef Peter Dinges ein und sieht die Ursache vor allem in der Fußball-WM, die viele Deutsche kaum noch vom Fernseher wegkommen ließ. Im WM-Monat Juni brachen die Besucherzahlen um fast 40 Prozent ein, allerdings liefen auch April und Mai sehr schlecht.

Doch Besserung scheint in Sicht. Seit dem Ende des Fußballfestes in Brasilien zögen die Besucherzahlen wieder an, die Verluste seien teils schon wieder kompensiert, sagt Dinges. Bis zum Jahresende sollen zudem viele neue Produktionen für volle Kinokassen sorgen. Große Hoffnungen ruhen unter anderem auf „Honig im Kopf“ von Til Schweiger, dem Thriller „Who Am I“ mit Elyas M'Barek, „The Cut“ von Fatih Akin sowie US-Filmen wie den Fortsetzungen von „Tribute von Panem“, „Hobbit“ und „Sin City“. Auch der neue Film von Woody Allen, „Magic In The Moonlight“, wird mit Spannung erwartet.

Die weiter steigenden Eintrittspreise könnten auch ein Grund sein, dass die Besucherzahlen sich schlechter entwickeln als erhofft. Im Mittel kostete eine Karte nochmals 9 Cent mehr, erstmals liegt der Durchschnittspreis nun mit 8,01 Euro über dieser Schwelle. Vor sechs Jahren zahlte man für einen Kinobesuch noch ein Viertel weniger. Besonders die 3D-Vorführungen, die im Schnitt sogar mehr als 10 Euro Eintritt kosten, haben die Preise stark nach oben getrieben. Im ersten Halbjahr ging der Anteil dieser Filme allerdings leicht von 22,6 auf 21,6 Prozent zurück.

Weniger Kinos, weniger Sitzplätze

Bedenklich ist weiterhin auch das anhaltende Kinosterben besonders in kleineren Städten und auf dem Land. Dort wird es immer schwieriger, solche Kulturbetriebe angesichts oft magerer Besucherzahlen am Leben zu erhalten. Erstmals ist nun die Zahl der Städte mit Kino auf unter 900 gesunken, an zehn weiteren Orten gibt es kein Lichtspielhaus mehr. Die Entwicklung ist alarmierend. Noch 2006 hatten 1015 Kommunen mindestens ein Kino. Nun sind es nur noch 894.

Im gleichen Zeitraum ist auch die Zahl der Sitzplätze um mehr als 50 000 auf jetzt noch 780 000 geschrumpft. Die Zahl der Spielstätten sank von über 1800 auf 1628. Deutlich schwächer nach die Zahl der Kinosäle ab, weil besonders Theater mit nur einer Leinwand aufgeben mussten und gleichzeitig in neuen Häusern meist mehrere Säle  zu finden sind, um Besuchern mehr Auswahl bieten zu können. Trotzdem ist auch die Auslastung im ersten Halbjahr eingebrochen. Pro Saal kamen 12 220 Besucher, im Vorjahreszeitraum waren es noch fast 1400 mehr.