Der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona hat eine starke Bildsprache gefunden, um leinwandfüllend ein kindlichjugendliches Gefühlschaos zu illustrieren. Er verlässt sich dabei aber nicht auf die Effekte, sondern vor allem auf stimmige menschliche Interaktion und Emotionen. Schon in „The Impossible“ (2012) über die Tsunami-Katastrophe in Thailand hat er dieses Talent ausgespielt und die Zuschauer die Seelenzustände Betroffener nachempfinden lassen.

 

Niemand spricht es aus

Mit „Sieben Minuten nach Mitternacht“ besteht er auch neben dem ähnlich gelagerten Meisterstück seines Förderers Guillermo del Toro („Pacific Rim“), der einst in „Pans Labyrinth“ (2006) die Gräuel des spanischen Bürgerkrieges in den albtraumhafte Fantasien einer Zehnjährigen visualisiert hat. Eine starke Besetzung hilft Bayona: Felicity Jones („Rogue One“) bespielt als kranke Mutter konsequent den Zwiespalt, dem Sohn zuliebe weiterzumachen, obwohl sie körperlich längst nicht mehr dazu in der Lage ist, Sigourney Weaver („Alien“) bietet eine eindrucksvolle Vorstellung als strenge Großmutter, die nicht aus ihrer Haut kann. Alle in Conors Umfeld wissen und spüren, was den aufsässigen Jungen umtreibt, aber niemand spricht es aus – Bayona erzählt konsequent in Bildern.

Die düsteren Geschichten des Monsters hat er mit künstlerischer 2-D-Animation bebildert, ein schöner Kontrast zum digitalen Bildspektakel. „Menschen sind komplexe Tiere“, sagt der wandelnde Baumriese, der weiß, dass die Dinge selten geradlinig verlaufen, wenn die Psyche ins Spiel kommt – und dass es doch immer Wege gibt, einen scheinbar übermächtigen Schmerz zu überwinden.