Drei Überfälle auf Schüler des Gymnasiums am Schlossgarten sind im Dezember geschehen. Der Direktor hat mit der Polizei Vorsichtsmaßnahmen abgestimmt. Die Ermittler betonen, dass keine Jugendbanden im Park unterwegs sind.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Kinder schlittern über eine gefrorene Pfütze. Zwei Mittelstufenschüler in Warnwesten sichern den Radweg „für die Kleinen“, wie sie sagen, die zum Bolzplatz im Schlossgarten wollen. Es ist eine heile Schulwelt, die man erlebt, wenn man an einem Januarmorgen eine Runde ums Katharinenstift dreht.. „Wir haben weder Angst noch sind wir eine Brennpunktschule“, sagt Georg Lois, der Elternbeiratsvorsitzende. Vor zehn Tagen hatten die Eltern einen Brief des Direktors Franz Baur erhalten, in dem er den Erziehungsberechtigten und ihren Kindern ein paar Vorsichtsmaßnahmen ans Herz legte und sie über Zwischenfälle im Umfeld der Schule unterrichtete. Seither herrscht bei manchen Eltern Alarmstimmung.

 

Die Polizei hat drei Jugendliche erwischt

„Dazu gibt es keinen Grund“, sagt auch der Polizeisprecher Thomas Geiger. Er bestätigt die drei Zwischenfälle im Dezember. Zwei Jungs und ein Mädchen wurden jeweils in der Mittagszeit von kleinen Gruppen Jugendlicher überfallen. Die Angreifer raubten Handys, in einem Fall sprühten sie einem Jungen Reizgas ins Gesicht. „Wir haben keine Erkenntnisse, dass dort eine Jugendbande unterwegs ist“, sagt der Polizeisprecher. Die Ermittler können das belegen. Beim dritten Überfall, der angezeigt wurde, konnte ein Zeuge in der Klett-Passage die Täter festhalten. Es waren drei Jugendliche aus dem Rems-Murr-Kreis. „Wir haben deren Fotos den Opfern aus den anderen Fällen gezeigt. Sie haben keinen wiedererkannt“, sagt Geiger. Die geschnappten Jungs seien in ihrem Wohnort schon polizeibekannt gewesen, weil es häufiger Ärger mit ihnen gab. „Das ist ja auch kein völlig neues Phänomen. Auseinandersetzungen mit Schülern anderer Schulen hat es schon immer gegeben“, sagt der Polizeisprecher.

Niemand spielt dabei die drei Überfälle herunter. Weder die Polizei, noch die Schulleitung. „Ich musste reagieren und diesen Brief schreiben“, sagt Franz Baur. Er habe die Pflicht, die Eltern über Vorgänge dieser Art zu unterrichten. Außer den aktenkundigen Angriffen habe es noch einige Fälle von Rangeleien und Pöbeleien gegeben. Er stehe im engen Kontakt mit dem Polizeirevier 2 an der Wolframstraße und mit dem Vollzugsdienst der Stadt. Beide haben ihre Präsenz verstärkt, wie Baur den Eltern in dem Brief mitteilte. Die Regelung, dass Fünftklässler das Schulgelände nicht verlassen dürfen, stehe ohnehin in der Schulordnung. Er habe sie nun mit dem Brief lediglich auf die sechste Klasse ausgeweitet. In der kommenden Woche soll ein Runder Tisch tagen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Unter anderem sind Stadt, Elternvertreter, Schulverwaltungsamt und Regierungspräsidium vertreten.

Der Brief an die Eltern ist mit Schulgremien abgestimmt

Franz Baur ist es wichtig zu betonen, dass er die Information an die Schule nur wegen der bekannten Zwischenfälle herausgegeben habe: „Ich fände es furchtbar, wenn da jetzt alles durchmischt wird. Das waren einfach Schüler einer anderen Schule“, sagt er. Das Umfeld des Gymnasiums sei bisher kein Problem gewesen. Im Sommer gab es zahlreiche Beschwerden von Geschäftsleuten und Passanten über Romaclans, die im Park kampierten. Manche Händler in der Klett-Passage beklagen, dass es dort rauer zugehe und düstere Gestalten unterwegs seien. Erst recht will er nicht, dass die Vorfälle in der aktuell aufgeheizten Diskussion als Argument gegen Flüchtlinge und Ausländer herangezogen werden oder in einen Kontext mit den Übergriffen an Silvester in Köln gestellt werden. „Das waren Jungs von hier – alles andere stimmt nicht“, sagt Franz Baur.

Den Brief an die Eltern nach Abstimmung mit den Schulgremien zu schreiben sei ein „ganz normales Vorgehen“, sagt eine Sprecherin des Regierungspräsidiums. „Der Schulleiter hat informiert und mit der Polizei zusammen Vorsichtsmaßnahmen besprochen – das ist richtig und üblich.“ Die Eltern wüssten nun Bescheid und könnten mit ihren Kindern über die Vorfälle und sicheres Verhalten reden.