Der Energieversorger EnBW will sich von unrentablen Kraftwerken trennen. Doch das letzte Wort spricht die Bundesnetzagentur. Die hat bereits gegen die Stilllegung anderer Kraftwerksblöcke ihr Veto eingelegt.

Karlsruhe - EnBW treibt die Energiewende voran: Das Versorgungsunternehmen hat das Aus für zwei Blöcke seines Steinkohlekraftwerks in Heilbronn beschlossen. Es handelt sich um zwei Anlagen mit einer Leistung von jeweils 125 Megawatt, die Mitte der 1960er Jahre ans Netz gegangen seien, wie das Unternehmen am Freitag in Karlsruhe mitteilte. Der Zeitpunkt der Stilllegung sei abhängig von der Prüfung der „Systemrelevanz“ für die Stromversorgung.

 

Das Unternehmen wehrt sich zurzeit gerichtlich gegen ein Abschaltverbot für unrentable Kraftwerke. Der drittgrößte deutsche Stromkonzern will Kraftwerksblöcke in Marbach und Walheim (beide Kreis Ludwigsburg) mit einer Kapazität von insgesamt 668 Megawatt vom Netz nehmen - dabei handelt es sich um dezentrale Standorte des Heilbronner Kraftwerks.

Die Bundesnetzagentur hat das untersagt, weil sie diese nach dem Aus für zwei Atomkraftwerke im Südwesten als „systemrelevant“ für die Stromversorgung ansieht. Die Kohle- und Gaskraftwerke müssen deshalb bis mindestens Juli 2016 weiter betrieben werden. Die EnBW befürchtet dadurch einen wirtschaftlichen Schaden. Sie hat gegen den Bescheid Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt.

Von der Schließung sind 80 Mitarbeiter betroffen

Die Anzeige der jetzt angekündigten Stilllegung sei noch nicht eingegangen, sagte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur in Bonn. Sobald diese vorliege, werde der Betreiber des Übertragungsnetzes prüfen, ob die Anlagen für die Versorgung systemrelevant seien. Das Ergebnis gehe dann der Bundesnetzagentur zu, die bei den entsprechenden Voraussetzungen ein Stilllegungsverbot für die Dauer von 24 Monaten beschließen könne.

Nach einer Stilllegung bliebe in Heilbronn nur noch der dritte Kraftwerksblock HLB 7. Auch dieser unterliege aber einer regelmäßigen Überprüfung der Wirtschaftlichkeit, betonte EnBW. Dem Beschluss, die beiden anderen Blöcke vom Netz zu nehmen, muss der Aufsichtsrat noch zustimmen. Von der Schließung sind 80 Mitarbeiter betroffen. Für sie sollen sozialverträgliche Lösungen gefunden werden.

Hintergrund des Beschlusses sei „der rapide strukturelle Umbruch in der Energiewirtschaft“, erklärte EnBW. Bei Anlagen mit fossilen Energieträgern gebe es drastisch sinkende Erträge. Diese könnten bei den heutigen Börsenpreisen für Strom nicht mehr kostendeckend betrieben werden. Die EnBW verfügt in Baden-Württemberg noch über eine Leistung von insgesamt 4290 Megawatt aus konventionellen Kraftwerken. Den Anteil erneuerbarer Energien will das Unternehmen bis 2020 mehr als verdreifachen.