Der Stuttgarter Kolbenhersteller Mahle hat im vergangenen Jahr trotz Katastrophen in Japan und Thailand sein Geschäft in Asien ausgebaut.

Stuttgart - Noch im September gab sich Heinz Junker vorsichtig: „Dieses extrem gute Ergebnis ist ein Sonderfall und lässt sich im zweiten Halbjahr so nicht fortsetzen.“ Der Chef des Autozulieferers Mahle hatte gerade die Zahlen des ersten Halbjahres 2011 präsentiert, mit einem Umsatzplus von 19 Prozent. Er hat recht behalten – im gesamten Jahr stieg der Umsatz „nur“ um 14 Prozent. Und trotzdem wurden die Planzahlen übertroffen. Einen Konzernumsatz von 5,8 Milliarden Euro hatte er prognostiziert, herausgekommen sind nun gut sechs Milliarden. „Dies ist umso positiver, als Mahle von zwei Naturkatastrophen in Asien betroffen war“, sagt er – vom Erdbeben in Japan und von der Überflutung in Thailand. Acht Werke habe Mahle in diesen Regionen, in denen „teilweise über Monate gar nicht oder nur mit Schwierigkeiten produziert“ wurde.

 

Auch für das laufende Jahr gibt sich Junker vorsichtig. Die ursprüngliche Planung sieht ein „minimales Wachstum“ für 2012 vor. Doch im ersten Quartal „waren wir positiv unterwegs“ – und diese Entwicklung halte an. Nun erwartet der Mahle-Chef für das ersten Halbjahr immerhin ein Umsatzplus von fünf Prozent.

Nicht nur die Katastrophen, sondern auch die sehr volatile Nachfrage der Kunden habe das Mahle-Ergebnis belastet – enorme Nachfragespitzen und Dellen hätten sich innerhalb kurzer Zeit abgewechselt, so Junker. Insbesondere in der ersten Jahreshälfte seien viele „kostenintensive Sondermaßnahmen“ (Junker) nötig gewesen. So habe das Stiftungsunternehmen „über Wochen und Monaten mit gecharterten Flugzeugen“ die Kunden beliefert. Diese Kostensteigerungen hätten den positiven Effekten der gestiegenen Produktivität und der guten Kapazitätsauslastung entgegengewirkt. Trotzdem dürfte Junker, der seit 1996 Mahle-Chef ist, mit der Entwicklung zufrieden sein. Denn das Ziel einer operativen Rendite von mehr als fünf Prozent sei erreicht worden.

Davon ist die Tochtergesellschaft Behr noch ein Stück entfernt. Der Kühlerhersteller, der in der Vergangenheit teilweise tiefrote Zahlen schrieb, hat es 2011 auf eine Rendite von 3,6 Prozent gebracht. Dies reiche „in unserem extrem harten Wettbewerbsumfeld nicht aus“, wird Behr-Chef Peter Grunow in einer Mitteilung zitiert. Auch Junker wünscht sich ein besseres Ergebnis. Wobei damit die Übernahme für Mahle allerdings teurer wird. Anfang nächsten Jahres will der Kolbenhersteller, der derzeit knapp 39 Prozent hält, wie geplant die Mehrheit von Behr übernehmen. Der Mahle-Aufsichtsrat habe die Geschäftsführung entsprechend beauftragt. „Ich gehe davon aus, dass der bisherige Zeitplan bleibt“, so Junker. In diesem Schritt will Mahle Anteile der Altaktionäre übernehmen – und zwar nicht zu einem Fixpreis, sondern nach dem Ergebnis einer Formel, die sich an der wirtschaftlichen Entwicklung des Zulieferers orientiert.

Trotz Naturkatastrophen ist die Bedeutung Asiens für Mahle weiter gestiegen. 20 Prozent des Konzernumsatzes werden in dieser Region erzielt, 2008 – im Jahr vor der Krise – waren es 16 Prozent. Es könnte noch mehr werden, denn Mahle denkt über neue Werke in Indonesien und auf den Philippinen nach. „Wir beschäftigen uns damit. Beschlossen ist noch nichts“, so Junker. In Russland ist das Unternehmen schon weiter. In Kaluga wurde ein Grundstück gekauft, dort soll wohl 2013 mit dem Bau begonnen werden. Welche Produkte dort gefertigt werden sollen, sei noch nicht entschieden, so Junker. Er sagte voraus, dass sich in den nächsten zehn Jahren viel in Russland tun werde. Derzeit entdeckten die Hersteller den Markt. Alle hätten das Problem, dass die Zulieferer vor Ort nicht die gewünschten Technologien hätten.