In unserer Kolumne Alles Binko geht es heute um die versteinerte Miene des Vize-Landrats Utz Remlinger bei seiner Verabschiedung – und die Erklärung, warum Marbach nicht Afrika ist.

Kreis Ludwigsburg - Manchmal sind die gesprochenen Worte nicht annähernd so wichtig wie das, was nicht fomuliert wird. Dieses Phänomen ließ sich dieser Tage im Kreistag sehr schön beobachten. Es ging um die Verabschiedung von Utz Remlinger als Vize-Landrat. Bekanntlich ist es um das Verhältnis zwischen ihm und dem Landrat Rainer Haas nicht zum Besten bestellt – vorsichtig formuliert.

 

Und so hatte sich Remlinger in der Sondersitzung des Kreistages, in der das Ende der Marbacher Klinik beschlossen wurde, klammheimlich in die letzte Reihe gesetzt. Doch so einfach kam er nicht davon: Der joviale Landrat komplimentierte seinen ehemaligen Vize nach vorne auf die „Regierungsbank“, mit einem leutseligen „Kommen Sie doch nach vorne!“ Dann hielt er eine Rede im typischen Haas-Hurra-Stil, Als ob nie etwas gewesen wäre lobte er Remlingers Fähigkeit zum Kompromiss und dessen großen Einsatz – auch als Geschäftsführer des Abfallbetriebes AVL. Was er ja am Ende nicht mehr sein durfte.

Nur wer auf die Zwischentöne geachtet hat, musste aufmerken. „Es ist jetzt schneller gegangen, als mancher geacht hätte“, posaunte der Kreischef etwa. Oder „Sie wohnen ja im Kreis und sind Kreisvorsitzender des DRK. W wir werden uns weiter begegenen – darauf freue ich mich“. Man könnte das auch als Drohung sehen, wenn man etwas Phantasie entwickelt.

Remlingers Gesicht in Stein gemeißelt

Das Gesicht von Utz Remlinger während der haas’schen Rede und der Übergabe von Wein und obligatorischem Blumenstrauß für die Gattin näherte sich jedenfalls der Versteinerung. Ausdruckslos wäre gar kein Ausdruck dafür, das Unbehagen war dem CDU-Mann Remlinger quasi ins Gesicht gemeißelt. Auch später räumt er beim Empfang mit Häppchen im Foyer ein, dass die vergangenen Monate für ihn nicht vergnügungssteuerpflichtig waren.

Was genau er im Innenministerium macht, darüber muss sich Remlinger immernoch in Schweigen hüllen, obwohl er schon dort arbeitet. Erst muss das Landeskabinett unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann zustimmen – was immerhin ahnen lässt, dass es eine ziemlich wichtige Führungsposition. Gespannt darf man übrigens auf den Freitag sein – da tritt Remlinger als DRK-Kreisvorsitzender bei der Hauptversammlung erstmals nach seinem Wechsel in der Öffentlichkeit auf.

Marbach ist nicht Afrika, oder doch?

Und noch ein Schmankerl muss aus der historisch zu nennenden Klinik-Kreistagssitzung benannt werden. Der grüne Fraktionschef Peter-Michael Valet ließ sich in seiner Philippika gegen die Zentralisierung der Krankenhäuser zu dem Vergleich hinreißen: „Wir sind hier besser versorgt als in anderen Ländern oder in Afrika.“

Der Landrat ließ sich diese etwas ungeschickte Äußerung in einer ansonsten rhetorisch starken Rede nicht entgehen: „Dass Sie Marbach mit Afrika vergleichen und als ländlichen Raum bezeichnen – Herr Valet, da waren Sie schon mal besser.“

Und noch eine Erkenntnis lässt sich aus dieser Sitzung ziehen: Die Kreisräte sind ziemliche Handymuffel. Denn der Krankenhaus-Experte Boris Augurzky wollte seinen Vortrag über die Digitalisierung der Medizin mit der rhetorischen Frage würzen: „Wer von Ihnen hat kein Handy?“ Gut ein Fünftel der Kreisräte hob die Hand. Vorführung misslungen.