Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Dieses weitverbreitete Klischee hat seine Wurzel in den pseudo-ethnologischen Fantastereien eines Mannes namens Karl May. Der sächsische Literat beschreibt die indigenen Völker Nordamerikas in seinen Wild-West-Romanen als furchtlose Krieger, die jeder Folter und jedem Schmerz standhalten. So heißt es in „Der Schatz im Silbersee“: „Ein Indianer wird von frühester Kindheit an in dem Ertragen körperlicher Schmerzen geübt. Er gelangt dadurch so weit, dass er die größten Qualen ertragen kann, ohne mit der Wimper zu zucken. Vielleicht sind die Nerven des Roten auch weniger empfindlich als diejenigen des Weißen. Wenn der Indianer gefangen wird und am Marterpfahle stirbt, so erträgt er die ihm zugefügten Schmerzen mit lächelndem Munde, singt mit lauter Stimme sein Todeslied und unterbricht dasselbe nur hie und da, um seine Peiniger zu schmähen und zu verlachen. Ein jammernder Mann am Marterpfahle ist bei den Roten eine Unmöglichkeit.“