Bosch blieb nichts anderes übrig, als Siemens die BSH-Anteile abzukaufen. Der Deal kann sich aber sehen lassen, kommentiert StZ-Wirtschaftsressortleiter Michael Heller.

Stuttgart - Bosch hat seine starke Position in den Verhandlungen mit Siemens ausgenutzt. Die Stuttgarter zahlen lediglich drei Milliarden Euro für den 50-Prozent-Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen Bosch Siemens Hausgeräte (BSH), nachdem zuvor ein Betrag von bis zu fünf Milliarden Euro zur Diskussion stand. Als Gesellschafter mit einer juristisch starken Stellung musste Bosch nicht den höchsten Preis bieten, um zum Zuge zu kommen.

 

So endet nun nach bald einem halben Jahrhundert eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte. Die beiden konkurrierenden Elektrokonzerne haben mit BSH bewiesen, dass ein Joint Venture durchaus gleichberechtigt geführt werden kann. Dass diese Konstruktion nun ohne Not zerschlagen wird, ist zunächst einmal bedauerlich. Aber Siemens hat sich nun einmal gegen das Geschäft mit dem Endverbraucher entschieden, hat bereits die anderen Aktivitäten vom Telefon bis zum Computer abgegeben; da ist die Trennung von den Hausgeräten zumindest nachvollziehbar. Siemens-Chef Joe Kaeser tut jetzt das, was sein Vorgänger Peter Löscher auch schon erwogen hatte.

Perspektiven für Bosch

Bosch ist eigentlich gar nichts anderes übrig geblieben, als von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Der Wechsel zu einer Partnerschaft mit einem anderen Konzern wie zum Beispiel Samsung hätte das bisherige BSH-Modell torpediert und kam deshalb nicht ernsthaft in Frage. Denn die Koreaner sind auch ein großer Hausgeräteanbieter, der stärker auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen versucht. Da hätten sich die Beschäftigten weit mehr Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen müssen als dies jetzt der Fall ist.

Wenngleich die Initiative für den Deal eindeutig von Siemens ausging, so bieten die neuen Verhältnisse doch auch für Bosch Perspektiven. BSH ist kein Sanierungsfall, hat ehrgeizige Ziele und regt mit der Vision vom „Smart Home“, der intelligenten Wohnung mit vielen, durch das Internet vernetzten Geräten, zudem die Fantasie an – auch wenn Ideen vom automatisierten Haus schon länger auf den Durchbruch warten. Dass der Markt für Hausgeräte zumindest im entwickelten Teil der Welt stark gesättigt ist und vom Ersatzbedarf lebt, ist eine Herausforderung. Damit ist BSH zumindest bisher zurecht gekommen.