Der Ärger über im Plieninger Neukauf verübte Diebstähle ist scheinheilig. Das Fehlverhalten mancher wird benutzt, um alle Flüchtlinge über einen Kamm zu scheren. Eveline Blohmer kommentiert die Suche nach dem Haar in der Suppe.

Plieningen - Es ist müßig zu erwähnen: Bestohlen zu werden, ist nicht erfreulich. Wer stiehlt, wird ungeachtet der Herkunft bestraft. Für die Bestrafung sind in unserem Land die gesetzgebende und die ausführende Gewalt zuständig. Zuständig dafür, sich über die Diebstähle in einem Geschäft zu ärgern und gewisse Konsequenzen wie Hausverbote folgen zu lassen, ist der jeweilige Inhaber.

 

Nun steht es natürlich jedem zu, sich auch über Dinge aufzuregen, die ihn nicht direkt betreffen. Doch wenn sich jemand über Vorkommnisse wie die im Plieninger Neukauf echauffiert, deutet das auf die berühmte Suche nach dem Haar in der Suppe hin. Da sind kriminelle Delikte die Gelegenheit, eine Bestätigung von ohnehin schon immer Angenommenem, vermeintlich Gewusstem zu finden. Dass es sich um einzelne Personen und ihre Einzeltaten dreht, ist für den Suchenden einerlei, geht es um die Diebstähle doch nur vordergründig.

Anwohner spricht von „Problemmenschen“

Dahinter verbirgt sich eine diffuse Angst vor „diesen Problemmenschen, die man früher in Industriegebieten untergebracht hat, wo sie das allgemeine Leben nicht stören“, wie es ein Anwohner des Plieninger Flüchtlingsheims formuliert. Die Frage, wozu es führt, teilweise traumatisierte Menschen auch noch in unwirtlichen Industriegebieten unterzubringen, sei an dieser Stelle außen vor gelassen.

Was jedoch offenbar überaus nötig zu erwähnen ist: Die Flüchtlinge sind nicht gekommen, um uns in die Suppe zu spucken, indem sie etwa Immobilienwerte mindern. Wenn dieses Argument, das von Flüchtlingsheimgegnern immer wieder ins Feld geführt wird, tatsächlich zutrifft, verbirgt sich dahinter vielmehr ein Problem unserer Gesellschaft. Und wer sich um den Zusammenhalt selbiger wirklich sorgt, sollte sein Augenmerk nicht ausschließlich auf das Negative legen. Denn wegen eines Haares ist die Suppe noch lange nicht ungenießbar. Oder anders ausgedrückt: Es sind Menschen gekommen, und in Menschengruppen gibt es immer solche und solche.