Das Eisenbahnbundesamt und die Bahn schreiben das nächste Kapitel in einer Farce, die Stuttgart 21 heißt. Komisch nur, dass keiner lacht, schreibt Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Wer nach den traditionellen Regeln Schwarzer Peter spielt, weiß, dass der Verlierer nicht nur die letzte Karte, den Schwarzen Peter eben, in der Hand hält, sondern auch einen schwarzen Punkt auf die Nase bekommt; so ist weithin sichtbar, wer eine Niederlage bezogen hat. In der aktuellen Runde eines Spiels, das Stuttgart 21 heißt und schon seit geraumer Zeit überhaupt nicht mehr lustig ist, gibt es gleich zwei Parteien, die einen schwarzen Punkt verdient haben: die Bahn und das Eisenbahnbundesamt.

 

In einer seltenen Kombination von Ignoranz, Dreistigkeit und Paragrafenreiterei haben es beide Institutionen zum Beginn des neuen Jahres geschafft, das nach wie vor höchst sensible Thema als Farce zu inszenieren. Minutiös hatte die Polizei den Einsatz organisiert, der von Montag an das Versetzen und Fällen von 176 alten Bäumen begleitet hätte. In kaum erwartbarer Eintracht hatten sich Grüne und Rote in der Landesregierung mit dem Schwarzen im Stuttgarter Rathaus zusammengerauft, um alles dafür zu tun, dass kein Wasserwerfer mehr in der Landeshauptstadt auffahren muss. Und nun? War die Bahn in den vergangenen 15 Monaten nicht in der Lage, alle Unterlagen zur Genehmigung der Fällarbeiten fristgerecht abzugeben und hat, ganz nebenbei, auch vergessen, der Polizei mitzuteilen, dass sie noch keine Genehmigung zum Fällen der Bäume hat. Gleichzeitig scheint das Eisenbahnbundesamt inzwischen auch nach der zweiten Stelle hinterm Komma eines jeden Paragrafen zu suchen, seit das Verwaltungsgericht einer Klage gegen die vom Amt genehmigten Arbeiten am Grundwassermanagement stattgegeben hat. Das Problem dabei: die Behörde verfügt offenbar immer noch nicht über die personellen Kapazitäten, die notwendig sind, um ein so teures und großes Projekt wie Stuttgart 21 zu begleiten.

Das Ergebnis ist verheerend. Zwar weiß im Moment niemand, ob sich die Arbeiten an der S-21-Baustelle nun um Tage, Wochen oder Monate verzögern. Aber allein die Tatsache, dass das vermeintliche Aufbruchjahr 2012 mit einer solchen Panne beginnt, lässt für die Zukunft nichts Gutes hoffen. Nebenbei fragt man sich, wohin man die schwarzen Verliererpunkte noch malen soll. Die Nasen von Bahn und Eisenbahnbundesamt sind schon voll davon.