Der Euro war gegenüber dem Dollar überbewertet. Der Kursrückgang ist daher nur folgerichtig – einen Exportboom wird er jedoch nicht auslösen, meint StZ-Redakteurin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Gebete der Europäischen Währungshüter wurden erhört: Der Euro hat den Rückwärtsgang eingelegt. Die Aufwärtsbewegung, die Mitte 2012 einsetzte und zunächst eine willkommene Entspannung der Schuldenkrise signalisierte, ging der Europäischen Zentralbank (EZB) zu weit. Immer wieder hat ihr Präsident Mario Draghi Besorgnis über die Stärke der Gemeinschaftswährung geäußert. Nun ist er seinem Ziel näher gekommen: Weil die EZB die Märkte mit billigem Geld überschwemmt, wird der Euro schwächer.

 

An den jüngsten EZB-Entscheidungen gibt es viel zu kritisieren, die moderate Euro-Abwertung allerdings ist kein Grund zur Sorge. Eine Inflation ist derzeit nicht in Sicht. Und im Vergleich zum Dollar war die Gemeinschaftswährung zuletzt tatsächlich überbewertet. Das zeigt ein Blick auf die Wirtschaftslage dies- und jenseits des Atlantiks: Die US-Wirtschaft hat die Krise 2010 hinter sich gelassen und wird dieses Jahr voraussichtlich um zwei Prozent wachsen. Die Eurozone dagegen hat gerade erst die zweite Rezession seit 2009 überwunden. Die Wachstumsprognose von gut einem Prozent für das laufende Jahr beruht vor allem auf der Erwartung eines kräftigen Aufschwungs in Deutschland, gepaart mit einer Erholung der bisherigen Krisenstaaten.

Übertriebene Hoffnungen

Ob sich diese Erwartung erfüllt, entscheidet sich nicht am Euro-Kurs. Die Hoffnungen, die Politiker in wirtschaftlich schwachen Ländern wie Frankreich in eine Abwertung setzen, sind überzogen. Als Instrument zur Wirtschaftsförderung taugt der Wechselkurs nicht, denn er ist ein zweischneidiges Schwert: Eine Abwertung verbilligt europäische Waren auf dem Weltmarkt, verteuert aber gleichzeitig die Einfuhr von Produkten aus anderen Währungsräumen. Wie bedeutsam dieser Effekt ist, macht allein die Tatsache deutlich, dass Öl vornehmlich in Dollar gehandelt wird.

Weitere geldpolitische Lockerungen zur Schwächung des Euro, wie Paris sie fordert, brächten deshalb bestenfalls kurzfristige Vorteile. Langfristig sind für die Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft Faktoren wie Produktivität und Innovationsfähigkeit weit wichtiger.