In ein Hautschüppchen setzen die Ermittler große Hoffnung. Sehr viel mehr haben sie nicht in der Hand. Ein Kommentar von Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - In ein winziges Hautschüppchen setzen die Ermittler große Hoffnung. Sehr viel mehr haben sie nicht in der Hand im Fall der vor 25 Jahren ermordeten Anja Aichele. Über die genauen Todesumstände der damals 17-Jährigen ist der Polizei nur wenig bekannt. Das wenige Wissen wird gestützt von der DNA-Spur, die nun ein weiteres Mal mit Männern aus der Umgebung des Tatorts in der Nähe der elterlichen Wohnung abgeglichen werden soll: Ein Mann hat die junge Frau umgebracht, das steht aufgrund der Spur fest. Über sein Alter gibt es verschiedene Theorien. Zunächst wurden 15 bis 27 Jahre alte Männer befragt, später kamen die Polizisten darauf, dass er wohl mindestens 30 Jahre alt gewesen sein soll – entsprechend ging nun die Aufforderung zur DNA-Reihenuntersuchung an Männer im Alter von 40 bis 85 Jahren, die in der Nähe lebten.

 

Technischer Fortschritt bringt neue Methoden mit sich

Es ist viel Zeit vergangen seit jenem Tag im März 1987, als Anja Aichele sterben musste. Doch die Zeit arbeitet nicht gegen die Ermittler. Im Gegenteil: der technische Fortschritt hat ihnen neue Methoden an die Hand gegeben. Erst seit Mitte der 90er Jahre können Experten DNA-Spuren mit dem Erbmaterial der Tatverdächtigen abgleichen, die Methoden sind seither von den Fachleuten im Landeskriminalamt immer weiter verfeinert worden. Insofern kommt dem Hautschüppchen eine gewichtige Rolle zu – einem Partikel, das man 1987 kaum hätte nachweisen können.

Sollte diese Spur zum Mörder führen, ist dies mehr als ein Triumph der Technik. Es wäre ein Trost – wenn auch ein schwacher, verglichen mit ihrem Leid – für die Eltern der Anja Aichele, die auf den Grabstein schreiben ließen: „Anja – heimtückisch ermordet.“ Wie die Eltern des vor gut elf Jahren in Weil im Schönbuch ermordeten Tobias, würden sie Antworten auf die Fragen nach dem Warum bekommen. Ist die Wahrheit auch schrecklich, so ist es doch besser, sie zu kennen, als sich ewig mit den Gedanken zu quälen, was gewesen sein könnte.