Das Stuttgarter Stadtbahnnetz ist in die Jahre gekommen, die Aufwendungen für den Erhalt sind groß. Bund und Land müssen den Nahverkehr stärker fördern, meint der StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Bei der Kundschaft sind die SSB seit Jahren recht gut angesehen. Die Fahrgäste schätzen das dichte Liniennetz, die kurzen Taktzeiten bei den meist pünktlich verkehrenden Bussen und Bahnen der städtischen Nahverkehrstochter. Und trotz der Jahr für Jahr steigenden Ticketpreise wächst die Zahl der Stammkunden, weil vor allem immer mehr Berufstätige in der Stadtbahn entspannt am Stau auf der Straße vorbeirollen wollen.

 

Mit dem Bau der Stadtbahnlinie U 12 bis Remseck und der U 6 zum Flughafen dürfte in Sachen Ausbau im wesentlichen das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Danach müssen sich die SSB finanziell immer stärker auf den Erhalt des seit 1985 ausgebauten und inzwischen in die Jahre gekommenen Stadtbahnnetzes konzentrieren. Das bedeutet, dass nicht nur die Stadt schon bald für den Betrieb des Nahverkehrs erheblich tiefer ins Stadtsäckel greifen muss. Es drohen außerdem deutlich höhere Ticketpreise, weil ein immer größerer Teil der Betriebskosten und der millionenschweren Aufwendungen für neue Stadtbahnen von der Kundschaft getragen werden muss. Die Alternative – ein eingeschränktes Angebot – kann für eine wirtschaftlich starke Großstadt keine Alternative sein.

Trotz dieser – nicht nur in Stuttgart erkennbaren – Infrastrukturkrise des Nahverkehrs sind ausreichende Fördergelder von Bund und Land nicht in Sicht. Für Sanierungen gibt es bis heute überhaupt keine Zuschüsse. Es ist höchste Eisenbahn, dass sich das rasch ändert.