Weil es eng wird auf den Bahnsteigen und in den S-Bahnen, muss eine neue Nahverkehrsoffensive in der Region gestartet werden, meint StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Der Nahverkehr steht bei den Bürgern in der Region Stuttgart – trotz unpünktlicher S-Bahnen – immer noch hoch im Kurs. Drei von vier VVS-Fahrgästen sind inzwischen Stammkunden mit Monats- oder Jahreskarte. Das zeugt von einer festen Beziehung.

 

Doch die Unzufriedenheit wächst täglich, weil die Preise Jahr für Jahr steigen, die Qualität aber punktuell nachlässt. Letzteres liegt an der S-Bahn, dem Rückgrat des Nahverkehrs, das durch die Vorarbeiten für Stuttgart 21 schwer angeschlagen ist. Die S-Bahn zeigt inzwischen erhebliche Schwächen, viele Züge sind unpünktlich und im Berufsverkehr oft überfüllt. Gleiches gilt für die schmalen Bahnsteige auf der überlasteten Tunnelstrecke zwischen dem Hauptbahnhof und der Schwabstraße. Auch zu lange Haltezeiten an den Stationen in diesem Nadelöhr bringen das System in den Hauptverkehrszeiten immer wieder aus dem Takt. Das neue nächtliche S-Bahn-Angebot – so erfreulich es auch ist – kann diesen Mangel nicht kompensieren.

Die Zahl der Fahrgäste steigt kontinuierlich

Inzwischen ist sogar der Erfolg des VVS, der sich am jährlichen Fahrgastzuwachs ablesen lässt, zu einem Problem geworden. Denn dadurch stößt selbst das gut ausgebaute Stadtbahnnetz schon wieder an seine Grenzen. Die 20 Prozent Autopendler, die der neue Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn zusätzlich von der Straße auf die Schiene bringen möchte, dürften daher schwerlich noch ein Stehplätzchen finden.

Deshalb braucht die Region dringend eine Nahverkehrsoffensive. Es mag angenehm sein, eines Tages auf einer europäischen Magistrale nach Bratislava reisen zu können. Aber die Wirtschaftsregion Stuttgart braucht jetzt einen leistungsfähigen und zuverlässigen Nahverkehr, der seine Kundschaft rechtzeitig zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause bringen kann.