Plagiate und Fälschungen gehen auch auf einen übertriebenen Wettbewerb zurück, kommentiert Alexander Mäder. Da würde der Wissenschaft mehr Ruhe guttun. Die Politik könnte den Anfang machen und den Druck verringern.

Stuttgart - Es läuft einiges schief in der Wissenschaft, denn der Druck ist enorm. Experimente werden nicht überprüft, weil das die Karriere nicht voranbringt, und manchmal werden die Daten auch passend gemacht, damit man sich Chancen auf eine Professur erhält. Die Wissenschaft übertreibt es mit dem Wettbewerb. Etwas mehr Ruhe und – ja – Pedanterie würde ihr guttun.

 

Darauf weist nun der Wissenschaftsrat hin, ein bedeutendes Beratungsgremium, auch wenn er es anders formuliert und eine „Kultur der Redlichkeit und der Verantwortung für Qualität“ fordert. Er sagt damit Forschern allerdings nichts Neues, und auch seine Empfehlungen haben schon andere vor ihm geäußert. Nur auf die Probleme hinzuweisen löst sie nicht. Das Gegensteuern wird ein zäher Prozess, und es ist noch nicht ausgemacht, dass er gelingt.

Aber ein Gutes hat der Appell des Wissenschaftsrats: Er erreicht Politik und Öffentlichkeit, die in den vergangenen Jahren den Gedanken des Wettbewerbs verbreitet haben. Sie könnten den Anfang machen und den Fuß vom Gas nehmen. Sie müssten lernen, darauf zu vertrauen, dass Wissenschaftler mit ihrem Freiraum umzugehen wissen. Sie werden Zeit und Geld nicht vergeuden, sondern ihren Beitrag zum technischen, medizinischen und gesellschaftlichen Fortschritt leisten.