Die Energiesparlampe ist technisch ein Fortschritt. Allerdings ist ihr Ruf ruiniert, schreibt StZ-Redakteur Rainer Klüting.      

Stuttgart - Eine Glühbirne setzt nur fünf Prozent der Energie in Licht um. Der Rest ist Heizung. Eine Energiesparlampe liefert die gleiche Lichtmenge mit einem Fünftel des Energieverbrauchs.

 

Eigentlich sollte es also keinen Zweifel daran geben, dass die Energiesparlampe die bessere Technik ist, dass das EU-Verbot richtig ist, das am 1. September, zum Verschwinden der 60-Watt-Glühbirne führen wird. Und dass die einfache Umstellung von einem Leuchtkörper auf den anderen ein erheblicher Beitrag zu der Energiewende ist, über die so viel geredet wird. Schließlich fließt derzeit noch ein Fünftel des weltweit produzierten Stroms in die Beleuchtung.

Trotzdem bringt es die Energiesparlampe auf eine erkleckliche Schar bekennender Gegner. Es ist schick, sie nicht zu mögen. Sie ist ein Beispiel dafür, dass eine innovative Technik sich nicht schon deshalb durchsetzt, weil sie eine Sache technisch besser macht als ihre Konkurrenz. Sie muss auch beim Verbraucher ankommen.

Die Energiesparlampe hatte schlechte Anfangsjahre

Der Preis muss überzeugen, ein Zusatznutzen muss erkennbar sein, und im Idealfall sollte der Käufer auch das Gefühl haben, dass ihn das Produkt schmückt. Nichts davon trifft auf die Energiesparlampe zu. Das Beste, was man über sie sagen kann, ist, dass sie eine Brückentechnik ist, die hinüber führt zur LED-Lampe, die bisher noch fast unerschwinglich teuer ist. Aber schon heute wird die LED von Menschen gekauft, die für Neues, Schickes auch gerne mehr bezahlen. Bei der Einführung der Energiesparlampe ist genau das schiefgelaufen.

Wer in den Anfangsjahren den Umstieg auf umweltfreundlichere Beleuchtung versuchte, zog aus der Verpackung einen Elefantenknochen, dessen Gewicht eine Stehlampe zu Boden reißen konnte. Dort unten auf dem Teppich glimmte sie dann allmählich auf und verbreitete ihr fahles, grünlich-käsiges Licht. Schon der Name war und ist klobig: Kompaktleuchtstoffröhre. Der stolze Preis war nur mit dem Versprechen zu rechtfertigen, das Sparlicht werde fast eine Menschengeneration durchhalten. Manche Einmal-und-nie-wieder-Käufer berichten, selbst das habe sich als kostspielige Fehlinformation erwiesen.

Ein schlechter Start ist nur schwer wettzumachen. Manches Urteil stimmt längst nicht mehr, ist aber immer noch zu hören. Die Lichtqualität nähert sich der einer Glühbirne. Das Licht ist fast sofort hell, dimmbare Exemplare sind im Handel. Der Preis ist gesunken, das Gewicht auch, allerdings sieht der Kronleuchter aus Omas Beständen im neuen Gewand immer noch seltsam geliftet aus.

Aus dem Frosch wird wohl kein Prinz mehr

Dann kam die EU mit ihrem Verbot und lieferte neue Gegenargumente. Die Lampen enthalten aufwendig hergestellte Elektronik und Quecksilber. Was ist das für ein Umweltschutz, der so eine ökologische Fragwürdigkeit zwangsweise an die Stelle eines Produktes setzt, das schlicht aus Glaskörper, Glühdraht und Sockel bestand? Die Energiesparlampe müsste nach Gebrauch auf den Sondermüll, aber da landen nur rund zehn Prozent, unter anderem deshalb, weil zu wenige Händler ausgediente Lampen zurücknehmen.

Umweltorganisationen trommeln für die neue Technik, doch sie entwickeln eine seltsame Schizophrenie dabei. Das Öko-Institut versucht, das Quecksilber damit wegzuargumentieren, dass das gesundheitsschädliche Metall immer weniger eingesetzt werde und dass ja Kohle auch Quecksilber enthalte. Glühbirnen fressen viel Kohlestrom; sie sind deshalb auch für Quecksilberemissionen verantwortlich. Die Argumentation zeigt, dass die Alternative zur Glühbirne eigentlich nicht reif ist, diese vollständig zu verdrängen. Und schon sind wir beim nächsten Gegenargument: Bei dem EU-Verbot sei wohl Lobbyismus der Lampenhersteller im Spiel gewesen, argwöhnt manch hartnäckiger Glühbirnenfreund.

Wir werden sie kaufen, weil das einfach vernünftig ist, mehr nicht. Aber aus dem Frosch wird wohl kein Prinz mehr werden.