Nur einen freut der unsinnige Streit über den deutschen Russlandkurs: den starken Mann im Moskauer Kreml, Wladimir Putin – kommentiert Thomas Maron.

Berlin - In der Ukraine-Krise hat zwar auch die Bundesregierung noch nicht den Königsweg zu einer Lösung des Konflikts mit Russland aufzeigen können, aber unbestreitbar ist, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier in den vergangenen Monaten bei ihrer schwierigen Gratwanderung in der Russlandpolitik nicht schlecht geschlagen haben. Sie haben in der Europäischen Union gegen den Widerstand der zunächst zögerlichen Südländer Sanktionen durchgesetzt und zugleich dafür gesorgt, dass der verständliche Ruf der Nachbarländer Russlands nach einer noch härteren Gangart nicht sämtliche Gesprächskanäle verschüttet hat. Wenn Wladimir Putin in Europa überhaupt noch jemanden ernst nimmt, dann dieses Duo.

 

Deshalb ist es brandgefährlich, wenn CSU-Chef Horst Seehofer wohl aus innenpolitischem Kalkül Merkel und Steinmeier einen Streit über die Russlandpolitik andichtet, den es in der Sache nicht gibt. Beide verfolgen, trotz hin und wieder unterschiedlicher Tonlagen, ein und denselben Kurs. Wer ein Zerwürfnis erkennen will, verkennt die Tatsachen und spielt Putin in die Hände. Seehofer sollte sich deshalb lieber um die außenpolitischen Irrlichter seiner eigenen Partei kümmern, etwa seinen Parteivize Peter Gaulweiler, der die EU-Sanktionspolitik feige nannte.